„Der englische Anthropologe J.D. Unwin hat in einer großen
wissenschaftlichen Untersuchung das Verhältnis
von Sexualität und Kultur erforscht […]
Unwin untersuchte achtzig ‚unzivilisierte Gesellschaften‘
und die Hochkulturen der Babylonier, Sumerer, Athener,
Römer, Angelsachsen und Engländer, um die Frage zu klären:
Welchen Einfluss haben die sexuellen Normen einer Gesellschaft auf die Höhe der Kultur?
Das Ergebnis in einem Satz:
Je größer die sexuelle Beschränkung, umso höher das kulturelle Niveau,
je geringer die sexuelle Beschränkung, umso niedriger das kulturelle Niveau.
‚Von dieser Regel gibt es keine Ausnahme. Kulturen treten dann auf die Bühne der Geschichte,
wenn sie die Möglichkeit zur sexuellen Triebbefriedigung stark begrenzen,
und sie treten von der Bühne der Geschichte ab,
wenn sie die Sexualität auf das tierische Niveau
der ungezügelten Triebbefriedigung absinken lassen‘.“ (Kuby, 2012, S. 26)
Heute befinden wir uns in genau dieser Debatte.
Welche moralischen Werte wollen wir unserer Sexualität auferlegen?
Haben wir überhaupt das Recht jemanden vorzuschreiben wie er seine Sexualität leben soll?
Gibt es neben Heterosexualität nicht noch so viele andere Formen, mit Hilfe derer, man
seine sexuelle Identität ausleben kann? Bspw. Homosexualität.
Finden wir nicht einen sozialen Nutzen und Frieden darin jede Form von Sexualität zu akzeptieren?
„Früher war alles besser!“
Ein klischeehafter Satz, der auch auf die sexuelle Freizügigkeit passen könnte.
Entgegen aller Erwartung war Sexualität in vielen Kulturen früher das bestimmende Thema.
Es gab sogar Religionen, die Sexualität in jeglicher Form befürworteten, waren doch deren Götter sexuell sehr aktiv.
Es gab Tempelprostituierte, Geschlechtsverkehr zwischen Hindu-Mönchen und Nonnen,
Ehefrauen hatten Sex mit Priestern, die eine Gottheit repräsentierten
und Seefahrer bspw. schliefen mit Huren, um sich an der Göttin Aphrodite zu erfreuen.
Homosexualität war damals ebenfalls kein Problem.
Die Sexualmoral war, verglichen mit unserer, ein völlig anderer Standpunkt:
„Die Kategorien für sexuelle Erfahrungen im Altertum unterschieden sich beträchtlich von den unseren…
Die zentrale Unterscheidung der Sexualmoral war die zwischen aktiven und passiven Rollen.
Das Geschlecht des Objekts….ist in sich moralisch nicht problematisch.
Knaben und Frauen gelten oftmals als austauschbare Objekte (männlichen Verlangens).
Soziales Ansehen genießt der, der penetriert, statt penetriert zu werden.
Sex wir grundlegend nicht als Interaktion verstanden, sondern als einem anderen etwas antun…“
schreibt Martha Nussbaum von der Brown University.
| Reminder: Das Zitat beschreibt die Vergangenheit nicht die Gegenwart |
Vergleichen wir die Erkenntnisse von Unwin und Nussbaum miteinander
entsteht doch die Frage wie sich unsere westlich hochzivilisierte Kultur entwickeln konnte.
Es gab vor ein paar tausend Jahren schon einmal eine geschichtlich bewiesene, sexuelle Revolution.
Umgeben von einer ungeteilten Akzeptanz vielfältigster sexueller Audrucksformen, wagte es ein Volk,
„den Geist der Sexualität in die Flasche der Ehe zu zwingen. Damit wurde die dominierende Rolle
von Sexualität in der Gesellschaft zurückgedrängt. Dies war die Voraussetzung dafür, dass
die allgemeine Wertschätzung von geschlechtlicher Liebe zwischen Mann und Frau wachsen konnte,
(was die Entfaltung von Liebe und Eros in der Ehe als Maßstab erst möglich machte), und
der beschwerliche Prozess, den wir die Verbesserung der Stellung der Frau nennen, seinen Anfang nehmen konnte.“
(Prager, 2010, S. 42)
Das Volk der Juden wich mit ihren bahnbrechenden Normen radikal von der damals herrschenden Norm ab.
Sie verteufelten die Sexualität keineswegs, kanalisierten sie jedoch ausschließlich in die Ehe zwischen
einem Mann und einer Frau und brachten so die Emanzipation, Wertschätzung und Wachstum in jeglicher Form ins Rollen.
Aus dem Judentum entstand später das Christentum, welches die Grundlage unserer zivilisierten Gesellschaft bildet.
Dies führt uns zurück zu Unwin’s Forschungsergebnissen:
Die Juden und Christen haben eine Sexualmoral,
mit der sie bei der Erschaffung der westlichen Welt halfen.
Heute haben wir den Geist der Sexualität schon längst wieder
aus der Flasche der Ehe entlassen.
Sollten Unwin’s Erkenntnisse der Wahrheit entsprechen,
dann…
Quellen:
Bilder
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Texte:
+ Denis Prager, 2010
+ Gabriele Kuby, Die globale sexuelle Revolution,
2012, 1. Auflage, fe-medienverlags GmbH
Moralia
… dann entwickeln wir uns gerade zurück, in eine unzivilisierte Gesellschaft.