Statistiken sind super.
Viele Ergebnisse, Zahlen, Prozente und Tabelle. Herrlich.
Endlich die Wahrheit schwarz auf weiß, verpackt in ein paar nette,
schnell überschaubare Prozentangaben.
Statistiken sind aber mit Vorsicht zu genießen.
Es kann schnell passieren, dass dir damit ein fetter Bär aufgebunden wird.
Jens Spahn hat sich selbst so einen aufgebunden, indem er in der Pandemie
einfach mal die aktuellen Infiziertenzahlen vom RKI falsch zusammen rechnete.
Statistiken haben’s in sich. Tricky, Tricky
1. Große Zahlen in Statistiken sind immer auch Einzelschicksale.
Hinter jeder Zahl verbirgt sich ein Mensch, der eine eigene Geschichte zu erzählen hätte.
In einer Statistik gibt es aber nur eine Zahl. Interviews wäre hier eine super Ergänzung.
Sind aber eine zeitaufwendigere Form der Datenerhebung.
2. Statistiken geben erst einmal nur Fakten wieder.
Bei der befragten Gruppe von Menschen verhält es sich so oder so. Was aber diese Fakten erst einen Sinn gibt,
ist die Deutung und Interpretation. „Deutung liegt stets jenseits der objektiven Methode der Wissenschaft.
Deutung ist subjektiv. Sie ist die Farbe, wo die Beschreibung Wellenlängen gibt, sie ist der Ton wo die
Beschreibung Schwingungen zählt.“ (Meves & Illies, 1974, S.17f.) Damit gesellen wir uns zu den Menschen,
die die Wahrheit herausfinden wollen. „Bei dieser Suche wird uns die Wissenschaft stets gute Hilfe bieten,
aber die Entscheidung wird sie uns nie abnehmen können.“
Beispiel: Die Wissenschaft findet heraus wie sich das Coronavirus verbreitet. Fakt.
Meine Sache ist es dann diesen Fakt durch mein Verhalten und Handeln zu deuten.
#wirbleibenzuhause
3. Mit was werden die Ergenisse verglichen? Wofür werden sie genutzt?
Statistische Ergebnisse müssen sinnvoll eingesetzt und verglichen werden. Es gibt nämlich
Statistiken die beweisen können, dass die Anzahl der Menschen, die in einem Pool ertrinken,
mit der Anzahl an Filmen, in denen Nicholas Cage auftaucht, zusammenhängt.
Oder, dass der US-Pro-Kopf-Margarinekonsum mit der Scheidungsrate in Maine zusammenhängt.
(Scheinkorrelationen)
4. Welche Personen wurden befragt? Sind sie überhaupt aussagefähig?
„Eine Studie unter Nichtrauchern fand heraus,
dass rauchen keine gesundheitlichen Schäden hinterlässt.“
Sinnvoll?
5. Wer hat die Studie in Auftrag gegeben?
Eine Studie, die von Vodafon oder Telekom in Auftrag gegeben wurde,
wird kaum herausfinden, dass Handystrahlen gesundheitsschädlich sind.
6. Können die Ergebnisse verallgemeinert werden?
Z.B. können vorlieben von Homosexuellen nicht auf alle Menschen übertragen werden.
7. Hier gibt es noch mehr Tipps und Tricks für Statistiken.
Beispiel:
Die Bundesregierung hat die Erhebung der Schwangerschaftsabbrüche in Deutschland mit einer Statistik geregelt.
Wie werden die Daten erfasst? Werden alle Quellen zur Datenerfassung genutzt?
Gibt es ein Interesse an der Wahrheit?
Diese Statistik wurde u.a. aus dem Grund eingeführt, um zu überprüfen ob das 1994 eingeführte Gesetz
mit der Beratungsregelung auch wirklich einen Nutzen hat. Seitdem schwanken die Zahlennur sehr gering.
Außerdem ist „nicht bekannt […] in wie vielen Fällen schwangere Frauen, die sich haben beraten
und einen Beratungsschein austellen lassen, sich schließlich doch noch für das Austragen des Kindes
und gegen den ernstlich erwogenen Schwangerschaftsabbruch entschieden haben.“
(Hillgruber, 2006, S. 14)
Nun soll irgendwann eine Studie durchgeführt werden,
die untersucht ob Abtreibungen psychische Folgen für die Mütter haben oder nicht.
Wir dürfen gespannt sein. Die Bundesregierung gibt sie in Auftrag.
Wer führt sie durch? Wer wird wie über welchen Zeitraum hinweg befragt?
Die erste Frage sollte sein: Wonach suche ich?
Will ich die Wahrheit wirklich wissen?
Denn letztlich suchen wir zwar alle die Wahrheit.
aber dabei müssen wir ehrlich und mutig genug sein
sie dann nicht umdeuten zu wollen.
Mehr zum Thema gibt’s hier und hier.
Ein Bespiel wie man eine Statistik auseinander nimmt: Hier.
UPDATE: Ein Crashkurs in Statistik gibts hier:
Quellen:
Foto von Brett Sayles von Pexels
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+ Christian Hillgruber in Bernward Büchner/Claudia Kaminski (Hg.),
Lebensschutz oder kollektiver Selbstbetrug?, 2006, Verlag für Kultur und Wissenschaft, 1. Auflage
Meichßner Sebastian
„Statistik ist für mich das Informationsmittel der Mündigen. Wer mit ihr umgehen kann, kann weniger leicht manipuliert werden. Der Satz „Mit Statistik kann man alles beweisen“ gilt nur für die Bequemen, die keine Lust haben, genau hinzusehen.“
(Elisabeth Noelle-Neumann)
Krass…