Spermien werden oft als kleine, mutige Krieger dargestellt,
die sich durch feindliches Gebiet kämpfen und am Ende
ihrer gefährlichen Reise eine Eizelle erorbern.
Mit 0,05 mm sind unsere Helden sehr klein.
Und sie müssen umgerechnet den Ärmelkanal einmal an seiner
breitesten Stelle überqueren, mehrere Hindernisse überwinden
und dabei die 300 Millionen Konkurenten abhängen, um ihr Ziel zu erreichen.
Dieser Heldenepos schmeichelt mir als Mann sehr.
Zu schön um wahr zu sein.
Der Erfolg „Befruchtung“ kann
– Männer jetzt bitte ganz stark sein –
zum größten Teil dem weiblichen Körper zugeschrieben werden.
Schauen wir doch einmal welche „Willkommenskultur“
im weiblichen Körper, um den Zeitpunkt des Eisprungs herum, herrscht.
Willkommen 1: Gern wird es etwas kälter für Sie.
Spermien mögen es nicht so heiß. (vgl. BZgA S. 16).
Die Körpertemperatur der Frau liegt vor dem entscheidenden Zeitpunkt, dem Eisprung, daher etwas niedriger.
Nach dem Eisprung wird die Heizung eingeschalten und man ist sich sicher,
dass „nach dem dritten Tag der Temperaturerhöhung eine
Schwangerschaft nicht mehr vorkommen kann.“ (Schirrmacher, S.25)
„Der Eisprung liegt normalerweise ein bis zwei Tage vor dem Temperaturanstieg.“ (BZgA, S. 9)
Zufall, dass zum fruchtbarsten Zeitpunkt nochmal die Heizung abgedreht wird?
Willkommen 2: der Muttermund
Die meiste Zeit ist der Muttermund geschlossen. ZUTRITT VERBOTEN.
Der Zervixsschleim versperrt den Weg für Baktierien und…Spermien.
Aber um die Zeit des Eisprungs, wird der Schleim für ein paar Tage wässrig
und formt kleine Kanäle, die die Spermien passieren lassen.
Willkommen 3: „per Anhalter“.
In der Gebärmutter angelangt sind es noch 15cm bis zum Ziel.
Für unsere 0,05 mm großen „Helden“ bedeuet das: noch zwei Tage schwimmen.
Hierbei ist der weibliche Körper mit Wellenbewegungen der Muskeln behilflich,
sodass die Spermien die Strecke innerhalb von 30 Minuten zurück legen.
Willkommen 4: Hier werden Sie fruchtbar und warten auf das Ei
Selbst wenn ein Spermium den Eileiter in Rekordzeit erreicht, kann es passieren, dass kein Ei da ist.
Der Eisprung war noch nicht und kommt erst in ein paar Tagen.
Die Flimmerhärchen im Eileiter bieten den „Fremden“ ein Obdach.
Wahrscheinlich werden die Spermien hier durch chemische Stoffe in ihrer Außenhülle so verändert,
dass sie „ihre volle Befruchtungsfähigkeit“ (Zankl, S. 21) erreichen und damit ein Date mit dem Ei bekommen.
Willkommen 5: Hier entlang bitte.
„Um das Auffinden der Eizelle zu erleichtern, sondern die umgebenden Follikelzellen chemotaktisch wirksamen
Substanzen, sogenannte Gamone ab, die den Spermien den Weg weisen.“ (Zankl, S. 21)
Willkommen 6: Passkontrolle und Einreise
Wenn alles gut geht erreichen sie am Ende der Leiter das Ei.
Aber das wird von seinen Unterstützerzellen stark beschützt.
Von anfänglich ca. 300 Millionen Spermien, sind noch 500 bis 700 Samenzellen übrig.
Ein paar werden von den Unterstützerzellen durchgelassen.
Die stehen nun ihrer nächsten Herausforderung gegenüber.
Das Ei selbst wird von einer dicken Proteinschicht, der sog. Zona pellucida, umgeben.
Um das Ei befruchten zu können, müssen die Spermien durch genau diese Schicht.
Aber selbst den Stärksten hilft ihre Kraft allein nicht.
„Die Spermienkopfkappe (Akrosom) verschmilzt mit der Zona pellucida.
Dabei werden aus dem Akrosom Enzyme freigesetzt, die bei der Durchdringung“ (Zankl, S. 21) dieser Hülle helfen.
Hier schafft es das Spermium auch nicht von allein in das Ei zu dringen,
die Membranen verschmelzen und das Ei zieht das Spermium herein und es ist geschafft.
Herzlichen Glückwunsch!!!
Die Eizelle ist befruchtet. Neues Leben ist entstanden.
Die eigentliche Reise kann jetzt los gehen…
Krass oder? Jedes Hindernis wurde überwunden.
Der weibliche Körper reagiert mal eben anders als sonst,
um unseren kleinen, mutigen Spermien in die Karten zu spielen.
Respekt für die ganze Umstellung…
…und Danke!
Quellen:
https://pixabay.com/de/sperium-sperma-spermien-gewinner-2505954/
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https://pixabay.com/de/medizin-wissenschaft-diagramm-40817/
Photo by Jared Sluyter on Unsplash
BZgA
Kinderwunsch Ein kleines Wunder:
Die Fortpflanzung von Mann und Frau.
Heinrich Zankel; Von der Keimzelle zum Individuum
Biologie der Schwangerschaft; 2001; Verlag C.H. Beck
Familienplanung eine Option für Christen?; Thomas Schirrmacher (Hg.)
2006; Verlag für Kultur und Wissenschaft
Anmerkung:
Bei Hindernis 2 ist von der sog. Basaltthemperaturmethode die Rede.
Markus Richter
Echt spannend, was da alles im Körper der Frau geschieht, damit eine Befruchtung zu Stande kommt. Faszinierend wie nötig die Veränderungen sind, um neues Leben zu empfangen. DAS IST NIEMALS ALLES ZUFALL, sondern genial geplant!