„Bereits dem 19. Jahrhundert verdankt eine andere, freilich ebenfalls heute
noch wirksame Strategie der Leidensvermeidung ihre Entstehung: Um nämlich
die Familien der damals erstmals wichtig werdenden Vollbeschäftigung zuführen
zu können, mussten sie von der Sorge für ihre Pflegebedürftigen und Behinderten
befreit werden. So entstanden flächendeckende Netze sozialer Institutionen für geistig
Behinderte, Körperbehinderte, psychisch Kranke. So unsichtbar gemacht, gehörten die Behinderten
und die Verantwortung für sie nicht mehr zur als gesund empfundenen, normalen Lebenswelt.
Stattdessen konnte sich – mangels Erfahrung – die Angst vor dem Behinderten erst richtig entwickeln.“
Dtsch Arztebl 2002; 99: A 2462–2466 [Heft 38]
Mann_Down_Syndrom: Foto von MART PRODUCTION von Pexels
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