Der Horror einer jeden Mutter?
22 Monate schwanger. Der Bauch wächst und wächst und…
Nach neun Monaten denken manche ’schon‘, dass sie platzen
und es schön wäre, wenn der Nachwuchs endlich im Arm und
nicht mehr im Bauch liegen würde.
Rein biologisch betrachtet müsste die Schwangerschaft des Menchen aber 22 Monate dauern.
Warum?
Eigentlich ist der Mensch ein Nestflüchter, „da die vitalen Gehirnfunktionen bei der
Geburt schon weitgehend entwickelt und die Sinnesorgane geöffnet sind. Im Gegensatz zu den
Nestflüchtern (Huftiere, Wale, Makaken u.a.) ist das menschliche Neugeborene aber noch nicht
selbstständig lebens- und bewegungsfähig. Es ist hilflos wie die Neugeborenen von Nesthockern
(Nager, Raubtiere usw.), die mit geschlossenen Sinnesorganen und nicht voll funktionsfähigen
Bewegungs- und Nervensystem geboren werden. Beim Menschen sind zwar die Augenlider bis etwa
zum 7. Monat der Schwangerschaft, wie bei Nesthockern auch, noch geschlossen, öffnen sich aber dann
vor der Geburt. In den letzten Schwangerschaftsmonaten erfolgt zwar ein rapides Wachstums des Gehirns,
aber die Gliedmaßen und die inneren Organe bleiben im Wachstum zurück. Vergleicht man
diese Entwicklung mit der von höheren Säugetieren […], müsste die Schwangerschaft beim
Menschen […] 21-22 Monate dauern.“ (Rohen & Lütje-Drecoll, 2006, S. 1)
Rein biologisch gesehen ist der Mensch nach ’nur‘ 9 Monaten also eine Frühgeburt,
„die die zweite Hälfte der notwendigen zerebralen Wachstums- und Reifungsperiode
erst nach der Geburt absolviert, also gewissermaßen ein ’sekundäres Nesthockertum‘
[…] durchmacht, für das es im Tierreich sonst nichts Vergleichbares gibt.“ (ebd.)
„Die funktionelle Bedeutung hierfür liegt darin, dass zusammen mit dem schon im Bauch einsetzenden,
exzessiven Wachstum des Gehirns, das bis zum Ende des ersten Lebensjahres fortsetzt, die weitere
Ausreifung der Organe (auch der Sinnesorgane) und Gliedmaßen außerhalb der Gebärmutter in der Umgebung
der Familie […] stattfindet. […] Dadurch kann diese Entwicklungsphase, die – biologisch gesehen – eigentlich
noch innerhalb des Mutterleibes hätte stattfinden müssen, entscheidend vom sozialen Umfeld mit geprägt
werden (Muttersprache, kulturell geprägte Denk- und Verhaltensweisen usw.)“ (ebd, S. 1f.)
Der Menschen kommt also, im Gegensatz zu den meisten Säugetieren,
nicht vollausgereift, nicht biologisch überlebensfähig aber in seinem Verhalten
veränderbar bzw. entwicklungsfähig aus dem Bauch seiner Mutter.
Seine Entwicklung endet nicht mit der Geburt.
Der Mensch ist ein Wesen, dass sich ab der Geburt
erst im Zusammenwirken mit der sozialen und kulturellen Umwelt zum
eigentlichen Menschen ausgestalten muss. Diese Sonderstellung zeigt sich auch
darin, dass jeder Mensch nicht nur kurz nach der Geburt „sondern auch noch viele Jahre
später entwicklungsfähig bleibt und Wachstums- bzw. Reifungsrythmen zeigt (z.B. der
Wachstumsschub in der Pubertät), die bei anderen Spezies dieser Form nicht vorkommen.“
(ebd.)
Der Mensch ist einzigartig und
braucht, um sich gesund und richtig entwickeln zu können,
den Kontakt zu seiner Mutter, zu seiner Familie.
Quellen:
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Rohen & Lütjen-Drecoll, Funktionelle Embryologie, Schattauer GmbH, 3. Auflage, 2006
Meichßner Sebastian
So gesehen ist die Zeit nach der Geburt eine ebenso enge wie die Zeit vor der Geburt.
Vor der Geburt verbunden und versorgt durch die Nabelschnur. Nach der Geburt verbunden über Haut, Augen, Nase, Ohren und Mund.
Das Kind erlebt nach der Geburt „Mama“ mit allen Sinnen und ist am intensivsten beim Stillen wieder mit ihr verbunden.
Versorgt wird das Kind nach der Geburt mit Liebe, Nähe, Geborgenheit und Identität. Alles über die Sinnesorgane, schätze ich mal.
22-9 sind noch 13 Monate nach der Geburt im eigentlichen Sinne. Aber erst nach diesen 13 Monaten sollte die Elternzeit beginnen. Vorher ist „Mami“ noch „schwanger“ ^^.
Meichßner Sebastian
„Der Mensch ist ein Wesen, dass sich ab der Geburt erst im Zusammenwirken mit der sozialen und kulturellen Umwelt zum eigentlichen Menschen ausgestalten muss.“ –> sehr schwieriger Satz! Bioethiker wie Peter Singer und Co. sehen sich mit solchen Sätzen bestätigt, dass Kinder auch nach Geburt getötet bzw. ‚abgetrieben‘ werden könnten. Würde man das erste Jahr nach der Geburt unter „22 Monate schwanger“ rechnen, wäre das eine bedenkenlose Abtreibung. Denn der Mensch ist ja noch nicht voll entwickelt und damit noch nicht „als Mensch im eigentlichen Sinne geboren“.
Solche abstrusen Gedanken können einem aber nur kommen wenn man einen Unterschied zwischen einen sich offensichtlich entwickelnden Menschen und einem vermeintlich ausgereiften Menschen macht. Aber schon hier hinkt diese bioethische Theorie, dass der Mensch noch kein richtiger Mensch sei, weil er noch nicht soweit ist. Habt ihr schon mal einen Menschen gesehen, der sich nicht weiter entwickelt? Der nichts mehr dazu lernt? Der sich niemals mehr verändert?
Wenn Singer und Freunde konsequent wären, könnte man doch auch Teenager vor und während er Pubertät abtreiben. Sind ja noch nicht voll entwickelte Menschen. Erst wenn es ein „richter Mensch“ ist, dann ist Abtreibung Mord.
Erich Blechschmidt hat gesagt: „Der Mensch entwickelt sich nicht zum Menschen sondern als Mensch.“ Und genau darin liegt der Punkt. Wenn wir Unterschiede zwischen einem Menschen und einem sich entwickelnden Menschen machen dann ist niemand mehr sicher. Der Mensch ist Mensch von Anfang an. D.h. ab der Befruchtung. Jeder Versuch irgendwo einen Punkt festzulegen ab wann wir „richtige Menschen“ sind, bräuchte einen Punkt ab wann die Entwicklung zum Menschen abgeschlossen ist. Aber diese Versuche werden immer scheitern weil wir uns immer weiter entwickeln. Immer.