…nicht. Wir sind noch im Verarbeitungsprozess. Die Geschehnisse auf dem Marsch für das Leben beschäftigen uns noch. Eins davon ist z.B. die Schweigeminute für die vielen Kinder, die aufgrund von Abtreibung nicht das Licht der Welt erblicken konnten.
Schweigen wofür?
Ursprünglich war der Marsch für das Leben mal ein Schweigemarsch. Schweigend zogen die Teilnehmer durch Berlin, um ihrer Trauer und Anteilnahme über das Leid und den Tod der ungeborenen Kinder Ausdruck zu verleihen und um für die Politik ein Zeichen zu setzen, dass hier großer Handlungsbedarf besteht. Damals war also der ganze Marsch still.
Dies hat sich im Laufe der Jahre gewandelt. Nun ist der Marsch bunt, fröhlich und feiert das Leben in all seinen Facetten. Um jedoch das Leid und Unrecht in aller Freude für das Leben nicht zu vergessen, gab es eine Schweigeminute auf der Kundgebung zum Marsch für das Leben.
Eine Minute Stille für 94.596 abgetriebene Kinder im Jahr 2021 allein in Deutschland. Eine Minute Stille für 73 Millionen abgetriebene Kinder weltweit.1 Eine Minute…
Respektlosigkeit schreit
Während der Schweigeminute auf dem 18. Marsch für das Leben am 17.09.2022, schlichen sich zwei Aktivistinnen unter die Teilnehmer. Nach kurzer Zeit begannen sie „My Body, My Choice! Raise your Voice!“ zu schreien. Die anderen Teilnehmer schwiegen weiter. Die Rufe waren deutlich zu hören.
Das war peinlich und feige. Denn es braucht keinen Mut sich in eine schweigende Menge zu mischen, die gerade aus Respekt und Trauer ihre Köpfe gesenkt und ihre Augen geschlossen hält. Es braucht keinen Mut durch die Stille die immer wieder gleiche Parole zu schreien. Es war eine feige Aktion, die sich Gehör verschaffen wollte zu einem Zeitpunkt, wo keine sachliche und ehrliche Argumentation möglich und gewollt war.
Aber nicht nur das. Diese Rufe inmitten der schwiegenden Menge, waren auch ein Schlag in das Gesicht von Frauen, die nach einer Abtreibung in tiefer Trauer und Reue um ihr Kind sind. Tut uns leid. Aber das geht gar nicht.
Unter uns: Eure Rufe und Slogans werden definitiv gehört! Warum sonst gehen die Sprecher auf dem Marsch für das Leben immer wieder auf das Argument der körperlichen Selbstbestimmung und sexuellen Freiheit der Frau ein?!2
Wes Geistes Kind?
Schon während der Abschlusskundgebung, auf dem Schweigemarsch in Annaberg dieses Jahr, als der Redner darauf hinwies, dass in der Debatte um den §219a das Kind bereits verbal abgetrieben war und überhaupt nicht mehr erwähnt wurde, konterteten die Gegendemonstranten kreativ und sachlich mit: “Halt die Fresse! Halt die Fresse!”3
Aufgrund der jetzigen Aktion hätten wir aber die beiden Aktivistinnen in Berlin fast zum (Brandenburger) Tor des Monats gewählt. Gegendert wäre es wohl die Torin des Monats? Egal. Tor bzw. Torheit wäre laut Wikipedia:
„Ein Tor oder töricht ist sinngemäß eine Person, die etwas nicht nachvollziehen kann, solange sie es nicht selbst erlebt hat. Der Tor erkennt erst, nachdem das Kind in den Brunnen gefallen ist, dass es tot ist. Vorher kann der Tor die Situation nicht abschätzen. Als Person handelt er also aus Beschränktheit töricht („… aufsässig, frech, unbelehrbar, unvernünftig, aggressiv, unreif, naiv …“). Ein Tor jagt Unerreichbarem nach oder wählt zur Erreichung vernünftiger Absichten ungeeignete (unpraktische) Mittel, beispielsweise mit Kanonen auf Spatzen zu schießen. Somit ist die Torheit das Gegenteil von Weisheit bzw. Klugheit oder Schlauheit.“4
Die beiden wären prädestiniert für den „Tor des Monats“, wäre da nicht die eine Geschichte von Martin Lohmann. Er ist ehemaliger Vorsitzender des Bundesverband Lebensrecht e.V. und berichtet in der Doku über dessen 20 jährige bestehen folgendes über ein paar junge Frauen…
…“die unsere Prospekte haben wollten, die wir danach ausliegen hatten. Und dann sahen sie mich und sagten dann ‚dürfen wir die nehmen?‘ Ich sagte ‚ja klar dürft ihr die mitnehmen.‘ Und dann guck ich die an und dann sag ich: ‚Moment mal. Euch drei habe ich gesehen während des Marsches. Ihr habt an drei verschiedenen Ecken gegen uns hasserfüllt geschrien. Darf ich mal fragen, warum schreit ihr so gegen uns?‘ ‚Ja man hat uns gesagt sie hassen uns.‘ Ich sagte: ‚Wer hat euch das denn gesagt?‘ ‚Die leute die uns engagiert haben, haben gesagt wir müssen ganz laut schreien.‘ Ich sagte: ‚Wisst ihr denn wogegen ihr geschrien habt?‘ Diese drei mädchen mussten dann zugeben, sie wussten es nicht.“5
Lohmann berichtet weiter, dass er die drei nach dem nächsten Marsch zum Essen eingeladen hat und sehr gute, tiefe Gespräche mit den Frauen führen konnte.
Mit diesem Videobeweis und der Definition von „Torheit, pfeifen wir also das „Tor“ wieder zurück? Und zitieren wohl eher:
„Vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!“6
Quellen aufgerufen am 20.09.2022:
1: https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/abortion
2: siehe u.a. https://youngandfree-kaleb.de/wp-content/uploads/2022/09/rede-sarah_goebel_marsch_fuer_das_leben_2022.pdf; https://youngandfree-kaleb.de/wp-content/uploads/2022/09/rede-sylvia_pantel_marsch_fuer_das_leben_2022.pdf; vgl. dazu die Blogbeiträge unter: https://youngandfree-kaleb.de/stichwort/my-body-my-choice/
3:https://youngandfree-kaleb.de/schweigemarsch-fuer-das-leben/
3: https://de.wikipedia.org/wiki/Torheit
4: https://youtu.be/ufjRr9e3djo?t=1038; Weiter heißt es in der Doku, dass Lohmann diese drei Frauen „dann nach dem nächsten Marsch zum Essen eingeladen hat. ‚Und dann habe ich gesagt: Und ich werde ab heute für euch drei beten.‘ Die Begegnung habe die Mädchen sehr nachdenklich gemacht glaubt Lohmann und eine habe begonnen zu weinen. Und dann sagte sie: ‚Nein sie haben ernsthaft gesagt, dass ich geliebt sei? Ich sagte: ‚Ja du bist geliebt. Warum weinst du?‘ ‚Weil mir das noch nie jemand gesagt hat. Ich höre dass zum aller ersten Mal im Leben.'“
5: Die Bibel, Lukas Evangelium Kapitel 23 Vers 34 (Schlacher 2000)
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