Wir ergreifen bei dieser Gelegenheit einmal das Wort und wünschen allen Lesern unseres Blogs noch, nach einer kleinen Pause, ein erfolgreiches, gesundes und gesegnetes Jahr 2025! Und bevor es uns noch die Sprache verschlägt steigen wir lieber ins Thema ein.
„Mit der Einführung des Begriffs Gender, der eigentlich aus der Sprachwissenschaft kam (genus, lat. ‚Geschlecht‘), versprach sich die feministische Philosophie Mitte der Siebzigerjahre ein geeignetes Instrument, das biologische vom anerzogenen Geschlecht differenzieren zu können.
Zu oft so lautete der Vorwurf, habe man im Lauf der Geschichte versucht, der Frau/dem Mann auf Grund ihrer/seiner biologischen Konstitution bestimmte soziale Rollen zuzuweisen bzw. umgekehrt sie/ihn aufgrund des Geschlechts von bestimmten Funktionen auszuschließen.“1,2
Das Sprach-Genie
Judith Butler gilt, vor allem mit ihrem Buch „Gender trouble“, als die Schutzheilige der Gendertheorie. Sie sagt, dass selbst das biologische Geschlecht (siehe Fn. 2) nicht angeboren, sondern ebenfalls von der Gesellschaft erschaffen, konstruiert wurde. Wie die Gesellschaft das gemacht haben soll? Durch Sprache. „Butlers Ansatz ist erkenntnistheoretisch: Alles Wirkliche muß durch Erkennen/Sprechen vermittelt werden, auch der eigene Körper.“3
Achtung, jetzt wird’s philosophisch: Gender braucht die Sprache um die Realität zu erschaffen. Denn, so die Theorie, eine Realität, an der wir uns ausrichten können, die uns Normen vorgibt, die das Normale definiert, gibt es nicht. Erst die Sprache schafft sie. Butler spricht quasi und es entsteht. ‚Und Butler sprach lasst uns Menschen machen, die alle gleich sind. Und Butler schuf den Menschen, nach ihren Vorstellungen und schuf sie geschlechtslos.‘
Wenn dem so ist, dass erst unsere Sprache die Wirklichkeit erschafft, dann sind wir, dann ist Judith Butler, Gott.
Sprachverwirrung
Gendersprache muss sein, wenn die Theorie stimmt. Gäbe es sie nicht, gäbe es uns nicht. Gäbe es keine Geschlechter. Gäbe es niemanden. Ohne die Erwähnung in der Sprache, wäre Niemand sichtbar. Weil es vor der Sprach(erwähnung) Nichts und vor allem Niemanden gibt. Deswegen bräuchten wir ja auch den „*“, das „_“ und die „(Krankenschwester)Innen„.
Aber stimmt das? Macht uns die Gendersprache erst zu Menschen (mit einem Geschlecht)? Sind wir erst durch diese Sprache real existierend? Sichtbar? Zugegeben, das ist ganz schön philosophischer Hirnkrampf. Aber der Punkt auf den wir hinaus wollen ist folgender:
In der Realität braucht Gender Mainstream die Gendersprache um real existieren zu können, nicht wir. Wir waren schon da. Das Geschlecht ist schon da. Die Realität ist schon da und muss nicht erst durch eine Sprache vom Genderstern, Darth Vader lässt grüßen, erschaffen werden. Wenn wir nun also die Gendersprache abschaffen, zerfällt Gender Mainstream. Denn Gender Mainstreaming funktioniert nur in der Sprache, nicht in der Realität.
1: Susanne Kummer; Das Unbehagen in der Gleicheit; in Handbuch für Lebensschutz und Lebensrecht; Hrg. Balkenkohl und Rösler; 2010; Bonifatius GmbH; S. 620
2: In der Abschlusserklärung der 1995er Weltfrauenkonferenz in Peking steht unter Punkt 27: „In vielen Ländern werden die Unterschiede zwischen den Leistungen und Tätigkeiten von Frauen und Männern noch immer nicht als Folgen der sozial konstruierten Geschlechterrollen und sondern als unveränderliche biologische Unterschiede anerkannt.“ https://www.un.org/womenwatch/daw/beijing/pdf/BDPfA%20E.pdf Soll heißen, dass die UN Weltfrauenkonferenz hier voll auf die Gendertheorie beist. Sozial konstruiert, statt biologisch definiert.
3: Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz: https://www.dijg.de/gender-mainstreaming/fliessende-identitaet-gender/
Ela
Danke für die interessante Erklärung.
Bin ich was froh das mir kein männliches Geschlechtsteil wächst wenn jemand zu mir Leiter sagt 😀