„Die naturwissenschaftlich-biologische Beschreibung genügt nicht, um das Einmalige des jungen Menschen deutlich zu machen. Die Entwicklung lebendiger Organismen läßt sich nicht auf Physik und Chemie reduzieren.
Die Schönheit einer Rose, die Anmut eines jungen Tieres und die Unantastbarkeit menschlichen Lebens liegen nicht im Materiellen, sondern im ‚Lebendigen‘, in dem, was das Materielle überschreitet. Insbesondere Menschsein ist mehr als nur materielle oder auch nur vegetative oder animale Realität – es ist geistig, charakterisitsche Existenz, Personalität.
Wir beschreiben den Menschen als Leib-Seele-Einheit und sehen dabei die Seele als Träger der Individualität an. Wenn der Mensch also charakterisiert ist durch seine Geist-Seele, und wenn sich die Entwicklung eines Menschen von der Befruchtung an als chrakteristisch menschlich vollzieht, dann ist diese Geist-Seele als von Anfang an existent anzusehen.
An einer Seele des Menschen zweifelt auch der Materialist nicht – auch er anerkennt Psychologie, ebenso wie den Psychiater, Psychotherapeuten und Pschoanalytiker. Wir wissen, daß seelische Krankheiten den Körper beeinflussen, wissen also um den engen Zusammenhang zwischen Leib und Seele. Die Seele können wir zwar nicht naturwissenschaftlich beweisen, sie nicht auf die Waage legen und berechnen. Wir müssen sie aber folgern und von Anfang an als existent glauben.
Das heißt, daß bei allen Differenzierungen eine psychische Komponente beteiligt ist. Es gibt heute die Disziplin der pränatalen Psychologie, die sich um die Aufklärung gerade der vorgeburtlichen psychischen Verhaltensweisen des jungen Embryo bemüht.
Die Frage, wann der eigentliche, der volle Mensch entstünde, ist nach dem Gesagten im Ansatz verfehlt: Der Mensch wird nicht Mensch, sondern ist Mensch. Er entwickelt sich nicht zum Menschen, sondern als Mensch. Dem Wesen des Menschen, seiner Personaltät, kann kein Mehr hinzugefügt werden. Es ist immer vollkommen im Sinne von ganzheitlich existent, wenn auch zunächst noch nicht wirkungsfähig. Es gibt keine halbe Person und keine prozentuale Individualität.“1
Quellen:
1: Blechschmidt Erich, Wie beginnt das menschliche Leben, 1989, neubearbeitete Auflage, Christiana Verlag
Bilder: Baby; Frau_tanzt; Kinder; Titelbild
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