Wir beleuchten heute warum der Feminismus, der Kampf um Gleicheit, immer wieder neu entfacht wird. Wir werden das Thema zwar nur im Ansatz berühren und wissen, dass vieles notwendig war, um die Frau aus einer wirklich echten Unterdrückung zu befreien. Aber, damit ihr eine Idee von den Hintergründen bekommt, die heute immer noch anheizen werfen wir uns heute mal in den Klassenkampf.
Engels: „Der erste Klassengegensatz“
Friedrich Engels schrieb 1892: „In einem alten, 1846 von Marx und mir ausgearbeiteten, ungedruckten Manuskript finde ich: ‚Die erste Teilung der Arbeit ist die von Mann und Weib zur Kinderzeugung.‘ Und heute kann ich hinzusetzen: Der erste Klassengegensatz, der in der Geschichte auftritt, fällt zusammen mit der Entwicklung des Antagonismus von Mann und Weib in der Einzelehe, und die erste Klassenunterdrückung mit der des weiblichen Geschlechts durch das männliche.„1
Dale O’Leary schrieb dazu: „Um Befreiung zur klassenlosen Gesellschaft zu erreichen, sagten Marx und Engels, müssen Produktion und Reproduktion aus den Händen der Unterdrücker genommen und in diejenigen der Unterdrückten gegeben werden. Dies würde nicht nur die Abschaffung des Privateigentums erfordern, sondern auch die Zerstörung der väterlich geführten Familie; dass alle Frauen gezwungen würden, außer Haus zu arbeiten; kostenlose Kinderbetreuung und die Kollektivierung von Haushaltsaufgaben; einfache Scheidung, sexuelle Befreiung und die Akzeptanz von Unehelichkeit; und schließlich die Zerstörung der Religion, weil die Religion die Familie unterstützt.“2
Dies gründet sie u.a. folgenden Vorstellungen Engels‘: „Es wird sich dann zeigen, daß die Befreiung der Frau zur ersten Vorbedingung hat die Wiedereinführung des ganzen weiblichen Geschlechts in die öffentliche Industrie, und daß dies wieder erfordert die Beseitigung der Eigenschaft der Einzelfamilie als wirtschaftlicher Einheit der Gesellschaft.„3
Firestone: Wer gebären kann, ist Arbeiterklasse
Shulamit Firestone, glühende Feministin im Sinne Marx und Engels, schreibt 1972 in „the Dialectic of Sex„:
„Die natürlichen reproduktiven Unterschiede zwischen den Geschlechtern führten unmittelbar zur ersten Arbeitsteilung basierend auf dem Merkmal Geschlecht; diese sind der Ursprung aller weiteren Teilungen in ökonomische und kulturelle Klassen.“4
Was Firestone und Engels hier meinen, ist, dass durch die Unterdrückung der Frau, der Mann sich ihrer (Re)Produktionsfähigkeit, ihrer Arbeitskraft, bemächtigt. Sie hat die Re-Produktionsmittel, darf aber nicht frei darüber verfügen, weil der Mann im Hause das vermeintlich letzte Wort hat.
Im englishen funktionieren Firestone’s Gedanken noch viel besser. Was oben in dem Zitat noch mit „Arbeitsteilung“ übersetzt wird, ist die „division of labor“. „Labor“ kann im englischen sowohl „Arbeit“ als auch „Geburtswehen“ bedeuten. Somit ist die Arbeiterklasse, die (engl.) Laborclass, ebenfalls die Geburtswehenklasse, die (engl.) Laborclass. Einfacher kann man den Klassenkampf der Geschlechter nicht ausrufen. Firestone dazu weiter:
„So wie die Abschaffung der ökonomischen Klassen die Revolte der Unterdrückten, das Proletariat, braucht und in einer vorübergehenden Diktatur dieses die Produktionsmittel in Besitz nehmen muss; ebenso braucht die Abschaffung der Klasse des Geschlechts die Revolte der Unterdrückten, der Frauen, und deren Inbesitznahme der Kontrolle über die Reproduktion. (…) Genau wie am Ende einer sozialistischen Revolution nicht nur die Abschaffung von ökonomischen Klassenprivilegien, sondern die Aufhebung der Klassenunterschiede selbst steht, so muss die feministische Revolution, im Gegensatz zur ersten feministischen Bewegung, nicht einfach auf die Beseitigung männlicher Privilegien, sondern auf die des Geschlechtsunterschiedes selbst zielen: genitale Unterschiede zwischen einzelnen Menschen haben dann keine gesellschaftliche Bedeutung mehr.“5
Die Revolution frisst ihre eigenen Kinder
Sparen wir uns die großen Interpretationen. Kommen wir gleich zum Punkt. Die Revolution im Geiste von Engels und u.a. Firestone ist im vollen Gange. Warum sonst spricht man mittlerweile, im feministisch Fachjargon, in eigentlich allen offiziellen Dokumenten von „reproduktiven Rechten“?6
Aber, diese Re-Produktionsmittel sind (in dieser Theorie) dazu besimmt zum Gemeineigentum7 zu werden. Die Re-Produktionsmittel sollen allen gehören. Da, so argumentieren Engels und Firestone, die Frau die Re-Produktionsmittel durch ihre Gebärfähigkeit hat, sie aber biologisch im Grunde genommen das Re-Produktionsmittel ist, wird sie letztlich sich selbst genommen. Sie gehört dann allen. Ob das vom Feminismus so gewollt ist?
1: Engels, Friedrich – „Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staats“ in: Karl Marx/Friedrich Engels-Werke. (Karl) Dietz Verlag, Berlin. Band 21, 1962, S. 68. (https://marxwirklichstudieren.files.wordpress.com/2012/11/engels-ursprung-der-familie-usw.pdf; hier S. 46 von 162)
2: Dale O’Leary, The Gender Agenda – Redifining Equality, Vital Issues Press, 1997, S. 102; übersetzt mit DeepL.com | https://www.dijg.de/gender-mainstreaming/o-leary-agenda-begriff-pekinger-aktionsplattform/
3: vgl. Fn. 1; S. 76 | Ergänzend dazu nochmal Engels (Fn.1; S. 77): „Mit dem Übergang der Produktionsmittel in Gemeineigentum hört die Einzelfamilie auf, wirtschaftliche Einheit der Gesellschaft zu sein. Die Privathaushaltung verwandelt sich in eine gesellschaftliche Industrie. Die Pflege und Erziehung der Kinder wird öffentliche Angelegenheit; die Gesellschaft sorgt für alle Kinder gleichmäßig, seien sie eheliche oder uneheliche. Damit fällt die Sorge weg wegen der „Folgen“, die heute das wesentlichste gesellschaftliche – moralische wie ökonomische – Moment bildet, das die rücksichtslose Hingabe eines Mädchens an den geliebten Mann verhindert. Wird das nicht Ursache genug sein zum allmählichen Aufkommen eines ungenierteren Geschlechtsverkehrs und damit auch einer laxeren öffentlichen Meinung von wegen jungfräulicher Ehre und weiblicher Schande?“
4: Firestone, S., The Dialectic of Sex, New York 1972, S. 9 (https://teoriaevolutiva.files.wordpress.com/2013/10/firestone-shulamith-dialectic-sex-case-feminist-revolution.pdf)
5: ebd.; S. 10
6: Erstmals wurde der Begriff „reproduktive Gesundheit und Recht“ auf der Weltbevölkerungskonferenz in Kairo 1994 eingeführt. Vgl. dazu: https://youngandfree-kaleb.de/sexuelle-und-reproduktive-gesundheit-und-rechte/; https://youngandfree-kaleb.de/abtreibung-was-kann-ich-schon-tun/; https://youngandfree-kaleb.de/was-reproduktive-rechte-mit-eugenik-zu-tun-haben/
7: Vgl.: Fn. 1; S. 76, 77.
Bilder: LGBTQ_Faust; Freiheits_Frau; Titelbild;
FRAU mit Leib und Seele
Ich versuche das Ganze mal nachzuvollziehen am Beispiel des Huhnes:
Also: Die Hühner haben das Re-Produktionsmittel. Sie legen die Eier.
Der Hahn kann das nicht. Der olle Wüstling will sich nur vermehren und das arme
Huhn muss sich das Ei aus dem Hintern pressen und auch noch ausbrüten.
Sie hat und ist das Re-Produktionsmittel und gehört deshalb allen.
Ab in die Legebatterie! Die bösen männlichen Kücken werden gleich geschreddert.
Wo kommen wir denn sonst hin?
Da zitiere ich doch gerne einen Treiber des Atheismus:
Charles Darwin
„Alles, was gegen die Natur ist, hat auf die Dauer keinen Bestand.“
Sebastian Meichßner
Ja das ist ein guter Vergleich. Das Huhn legt die Eier, die für die Gesellschaft von großem Nutzen sind. Eiweiß-Lieferant Nr. 1. Deswegen muss sie unbedingt in die Legebatterie und die männlichen Küken in den Schredder. Wo kommen wir denn sonst hin?