In vielen Videos über Schwangerschaftskonflikte
spricht man gern von „Zellhäufen“, „Zellgewebe“ oder „Schwangerschaftsprodukten“.
Und aus diesen soll später mal ein richtiger Mensch werden.
Aber wann?
Die Wissenschaft ist sich ziemlich einig darüber:
„Nach Erkenntnis der Biologie beginnt menschliches Leben mit dem Zeitpunkt
der Befruchtung der Eizelle. Innerhalb von 12 Stunden bilden Eizelle und Samenzelle
einen neuen Chromosomensatz.
Ein neues Individuum ist entstanden“ (Kiworr, 2016, S. 11)
und im Prinzip sind hier schon alle „Formalitäten“ geklärt.
Das neu entstandene nennt man „Zygote“.
Die ist „als menschliches Wesen in der Lage, sich unter geeigneten Bedingungen
zur Gestalt eines erwachsenen Menschen zu entwickeln.
Es muss nichts Wesentliches hinzugefügt werden.“ (Rager, 2016, S. 8)
Der Kleine ist „in seiner Struktur so beschaffen, dass in jedem Moment
der Entwicklung ein menschlicher Embryo zu erkennen ist.“ (ebd.)
Btw: Eine Frau hat noch nie eine Katze auf die Welt gebracht.
Nach der Befruchtung von Ei- und Samenzelle
geht „jedes Entwicklungsstadium […] kontinuierlich in das folgende über“. (ebd.)
Nach der Befruchtung gibt es keine Einschnitte in der Entwicklung,
es macht nicht Peng und aus Zellhaufen wird Kind.
Zu jedem Zeitpunkt seiner Entwicklung „agiert der Embryo als eine funktionale,
sich selbst organisierende Einheit“. Der Entwicklungsablauf ist unumkehrbar
und strebt nach Ausprägung der „Endgestalt“. (ebd., S. 9)
#Angeberwissen 😉
Die verschmolzene Zelle sendet von sich aus schon im Eileiter
wichtige Signale an die Mama: „Hat geklappt, bin da. Ich lebe!“
Der Embryo sucht sich selbst einen Platz in der Gebärmutter.
Er löst mit seinen eigenen Enzymen die Gebärmutterschleimhaut auf,
um sich perfekt einnisten zu können.
Dort angekommen, sendet er (wieder selbstständig) das hcG Hormon aus:
„Mami? Bin jetzt im ‚Bauch‘ gelandet.
Lass das mal mit deiner Periode für die nächsten 9 Monate.
Over and out.“
Auch die Versorgung sucht er sich selbstständig.
Aus seinem äußeren Zellen entsteht der Mutterkuchen, die Plazenta.
„Das heißt, dass das spätere Versorgungssystem des Embryos
nicht vom mütterlichen Gewebe abstammt, sondern seine ‚eigene Kreation‘ ist.
Schon hier beginnt also das ungeborene Kind, nicht nur sich selbst, sondern auch seine Umgebung
innerhalb seines mütterlichen Lebensraumes eigenständig zu gestalten.“ (Hüther & Krens, 2008, S. 47)
Und „nach allem, was wir heute wissen, steuert der Embryo sein Entwicklungsprogramm selbst.“
(Rager, 2016, S. 3 + 11)
Krass, oder?
Der Mensch ist Mensch und lebt ab Tag 1 – selbstorganisiert.
Eine Frau erwartet neun Monate lang ein Baby,
kein Schwangerschaftsprodukt oder Zellhaufen.
Solche abwertenden Begriffe verbitten wir uns.
Quellen:
Photo by Alex Hockett on Unsplash
+ Günter Rager, Gibt es Grenzen in der frühen Entwicklung des Menschen?
Fulda, 4. Juni 2016
+ Neun Monate bis zu Geburt – Fakten und Bilder,
Michael Kiworr, 2016, 1. Auflage, Bernardus Verlag
+ Gerald Hüther & Inge Krens, Das Geheimnis der ersten neun Monate,
2008, Beltz Verlag
Meichßner Sebastian
„Angesichts der Wunder, denen Wissenschaftler in den ersten Zellformationen des Menschen begegnen, ist es geradezu respektlos, sie als bloßen ‚Zellhaufen‘ zu bezeichnen. Den besonderen Fähigkeiten, der Komplexität und der Potenz dieses Keims wird diese Beschreibung in keiner Weise gerecht. Dieser kleine Organismus ist bereits eine besondere Ausgestaltung eines menschlichen Lebewesens, eines Lebewesens, dass sich jetzt in einem entscheidenden Stadium seiner Entwicklung befindet. Diese Entwicklung ist ein Kontinuum, bei dem jede nachfolgende Entwicklungsstufe auf dem vorausgegangenem Stadium der jeweils herausgebildeten Fähigkeiten aufbaut, sodass keine dieser Stufen getrennt voneinander zu betrachten, geschweige denn zu verstehen ist. Jeder Embryo wird ja auf dem Ultraschallbild von seinen Eltern sofort als kleiner Mensch identifiziert. Für sie handelt es sich nicht um einen ‚Haufen Zellen‘, sondern um ihr Kind.“
Das ist doch mal eindeutig.
(gefunden in „Das Geheimnis der ersten neun Monate“ von Hüther & Krens, 2008)