Einmal gezeugt, hat es der kleine Embryo in seiner Entwicklung richtig eilig und alle diese Entwicklungsvorgänge greifen auf eine wundersame Weise ineinander. „Einer ermöglicht den anderen, und alle entstehenden Organe fördern sich wiederum gegenseitig in ihren Entwicklungsfortschritten.“1
Das Herz
Seit dem Zeitpunkt der Befruchtung, wo die mütterliche Ei- mit der väterlichen Samenzelle verschmolzen ist, sind noch keine 22. Tage vergangen, da beginnt schon das Herz zu schlagen. Das sind kaum mehr als drei Wochen. Zu dieser Zeit „ziehen sich die neu gebildeten Herzmuskelzellen zusammen, und das Herz macht seine ersten Schläge. Das Arbeiten des Herzens ist für die Entwicklung des Embryos von enormer Wichtigkeit: Durch den ständigen Umlauf des Blutes in der Blutbahn werden Nahrung und Sauerstoff an alle im Wachstum befindlichen Organe verteilt.“2
Unter uns: Das Herz schlägt noch eher als gedacht!
Das Gehirn
„Das meiste Blut im kindlichen Kreislauf wird zunehmend für das Zentralnervensystem benötigt: Zunächst für das Neuralrohr, dann für das sich rasant entwickelnde Gehirn.“3,4 Das Gehirn will gut versorgt sein, schließlich muss der Embryo bei seiner Entfaltung so einiges Bedenken.
Michael Kiworr beschreibt die Tage 29.-35. (nach der Befruchtung, also die 7. Schwangerschaftswoche) wie folgt:
„Im inneren des Gehirns beginnen sich die rechte und die linke Hirnhälfte zu entwickeln und Bewegungen, Emotionen sowie Schmerz sind bereits möglich. […] In dieser Lebenswoche werden außerdem die zwölf Hirnnervenpaare aufgebaut: Sie verbinden das Gehirn mit einzelnen Bereichen des Kopfes. So ist ein Paar z.B. zuständig für die Bewegung der Augen, ein anderes für die Gesichtsmimik, ein weiteres für die Zungenmuskulatur und wiederum ein anderes für das Drehen des Kopfes. Auch die Nerven, die den Rest des Körpers mit dem Gehirn verbinden, entstehen nun. Sie wachsen ebenfalls in Paaren (also je einer rechts, einer links) vom Rückenmark aus und versorgen dann je nach Lage und Spezialisierung Gliedmaßen, innere Organe, Haut und Muskulatur.“5
Herz trifft Hirn und versorgt’s mit allem Notwendigen. Die kleinen grauen Zellen wiederum versorgen die ganze Entwicklung mit den nötigen Impulsen und verarbeiten, die die von außen kommen. Und das schon am 35. Tag nach der Verschmelzung von Ei- und Samenzelle. Nach gut einem Monat! Du ahnst es nicht!
Mit Herz und Hirn
Der kleinste Mensch wird also zuerst mit einem Herzen und einem Gehirn ausgestattet. Nicht ohne Grund. Wenn wir uns kurz erinnern für was das Herz und das Hirn eigentlich stehen, dann können wir voller Staunen feststellen: „Am Anfang entfalten sich vor allem Herz und Hirn besonders rasch. Sie stellen sozusagen die frühe Körper-Seele-Einheit dar.“6
1: Das Leben vor der Geburt; Katharina Zimmer; Hrsg. vom Bundesministerium für Jugend Familie, Frauen und Gesundheit; 1989; S. 4
2: Lennart Nilsson; Ein Kind entsteht; 2018; 1. Auflage; Mosaik; S. 81
3: Neuralrohr: „Im Rahmen der Neurulation entwickelt sich aus Zellen des Ektoderms nahe der Chorda dorsalis die Neuralplatte, welcheseitlich zwei Neuralwülste aufwirft, die sich ab dem 22. Tag zum Neuralrohr vereinen. Das rostrale Ende (Neu-roporus anterior) wird am 24. Tag, das kaudale Ende (Neu-roporus posterior) am 26. Tag verschlossen. Lateral davon entstehen aus in das Mesenchym einwandernden ektodermalen Zellen die beiden Neuralleisten. Sie werden zur Ausgangsstruktur für das periphere Nervensystem, während sich aus dem Neuralrohr das ZNS mit Gehirn und Rückenmark einschließlich seiner Häute entwickelt. […] Wenn in der vierten Entwicklungswoche das Neuralrohr ganz geschlossen ist, bilden sich an seinem rostralen Ende die drei primären Hirnbläschen“. (Susanne Schulze; Embryologie Basics; 1. Auflage 2011; S. 56)
4: Michael Kiworr; Neun Monate bis zu Geburt – Fakten und Bilder; 2016; 1. Auflage; Bernardus Verlag; S. 65
5: ebd.; S. 74f.
6: siehe 1.; Hervorheb. d. Autors
Titelbild: by Michaela Richter
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