Wie ihr sicherlich mitbekommen habt:
Der Matić Bericht ist mit 378 gegen 255 Stimmen (bei 42 Enthaltungen)
am 24.06.2021 im EU-Parlament angenommen wurden.
Was kommt als nächstes?
Wie geht’s weiter?
Was haben wir falsch gemacht?
Wir ziehen ein Resümee der letzten Wochen.
Die letzten Wochen
In den letzten Wochen haben wir uns sehr viel engagiert,
damit der Matić-Bericht im EU-Parlament entweder nicht zur
Abstimmung kommt oder abgelehnt wird.
Viele haben Briefe geschrieben, Politiker angerufen und/oder Petitionen unterschrieben.
Manch einer war vielleicht sogar in Brüssel oder Wien bei einer Demo dabei.
An dieser Stelle vielen Dank für alles Engagement!
Denn das haben uns die letzten Wochen gezeigt:
Es gibt sehr viele Menschen, die ihre Stimme
für die Ungeborenen erheben und weder Kosten
noch Mühen scheuen! Danke!
Alles nichts gebracht?
Wenn man das Ergebnis sieht kann man zu dem Schluss kommen,
dass aller Aufwand nichts gebracht hat. Aber diese vorschnelle,
enttäuschte Reaktion greift erfreulicherweise zu kurz:
U.a. schreibt Pilar Herzogin von Oldenburg von „Aktion SOS Leben„:
„Ja, wir haben im Parlament verloren. Aber:
• Der sog. Matic-Report musste im Vergleich zum Anfangs-Entwurf erheblich
„abgemildert“ werden, um überhaupt eine Mehrheit zu bekommen.
• Manche Fraktionen im EU-Parlament haben fast geschlossen gegen den Report
gestimmt, obwohl sie anfangs dem Papier nicht abgeneigt waren
(wie etwa die Europäische Volkspartei (Christdemokraten)).
[es haben wohl alle deutschen EU-Abgeordneten der EVP
gegen den Bericht gestimmt.]
• Wichtige Stimmen, die sich seit Langem nicht zu parlamentarischen
Vorgängen im EU-Parlament geäußert hatten, haben sich gemeldet
(wie etwa die Europäische Bischofskonferenz
COMECE und weitere Bischofskonferenzen). […]
Wichtiger aber ist die sichtbar gewordene Mobilisierungskraft des Lebensrechts:
Ein großes europäisches Netzwerk von Initiativen zum Schutz des Lebens
hat schnell und entschlossen auf diesen Angriff reagiert und Proteste organisiert.
Auf der Gegenseite ist nichts Vergleichbares geschehen.
Es gab keine nennenswerte Initiative, die FÜR den Matic-Bericht Unterschriften
gesammelt hat, auch keine Bilder mit fanatischen Abtreibungsaktivisten,
wie wir sie von den Märschen für das Leben kennen.
Keiner hat E-Mails an die EU-Abgeordneten mit der Forderung
geschickt, FÜR den Matic-Bericht zu stimmen.
Fazit:
Die Abstimmung am 24. Juni 2021 zeigt die Mehrheitsverhältnisse im Plenarsaal
(nach dem Brexit, denn die Briten, die in das Parlament im Jahr 2019
gewählt wurden, waren nicht mehr anwesend).
Was die Menschen aber in ganz Europa bewegt, haben wir gezeigt:
Europa will das Leben, nicht den Tod!“ (Zitat Ende; Anm. d. Red.)
Gleiches berichtete auch die Bundesvorsitzende der AlfA e.V. Cornelia Kaminski.
Die Debatte um sexuelle reproduktive Rechte
Vorab: Wir hatten hier über die Debatte im Plenum berichtet.
Hier und Hier findet ihr zwei sehr aufschlussreiche Artikel
von www.politico.eu zur Debatte und Abstimmung.
Weitere Artikel finden sich beim
Institut für Ehe und Familie und Pro Medienmagazin.
Herr Matić wird in dem Artikel von politico wie folgt zitiert:
„‚Der Druck von außen ist immens und wir sind mit Hass-E-Mails, Online-Petitionen
gegen mich konfrontiert … sie vergleichen mich mit Hitler, behindern den Bericht und
sie haben eine starke Desinformationskampagne“ […]. Er fügte hinzu, dass
‚Anti-Gender-Bewegungen‘ so weit gegangen seien, ‚kleine Fötus-Puppen
in unsere Büros zu schicken.'“
Ja, es kann sein, dass es bei einigen Menschen den Stecker so gezogen hat,
dass sie ihn mit Hitler verglichen haben. Das geht zu weit. Das bringt in einer
sachlichen Debatte nichts.
Aber, die Petition soll gegen ihn gerichtet gewesen sein?
Sorry. Aber das sind Fake News.
Und die kleinen, in Watte gepackten Fötus-Puppen („Loading 25%“)
waren doch kein Angriff auf die Abgeordneten. Das liest sich fast so
als hätten sie Briefbomben bekommen. Auch hier: Sorry. Fake News.
Es ist schwierig das Leben zu verteidigen wenn so
unsachlich miteinander gesprochen wird.
Vor allem ist das miteinander reden schon schwierig.
Das Leben, also der Embryo, kommt bei Matić gar nicht vor.
Er kämpft für legale Abtreibungen. Aber ohne Embryo keine Abtreibung.
Wir hatten bei der Plenumsdebatte das Gefühl, man redet
an manchen Stellen arg aneinander vorbei. Begriffe werden unterschiedlich
aufgefasst und interpretiert. Frauengesundheit sei in diesem Kontext
das absolut höchste Gut. Aber angesichts u.a. dieser Info’s, fragen
wir uns ob Abtreibung wirklich so gesund für die Frau ist.
Herr Matić sprach viel von Konsens und Kompromissen, die gefunden wurden.
Aber mit wem eigentlich? Den Menschen der nächsten Generation auf jedenfall nicht.
Wie weiter?
Wie wir gesehen haben, war nicht alles schlecht.
Es ist nichts verloren. Und „alles scheiße“ ist schon gar nichts.
Vielleicht kann dieser Artikel uns weiter helfen.
Zumindest ist er in diesem Zusammenhang eine
Herausforderung und ein Reibeisen.
Wir schreiben weiter.
Wir engagieren uns weiter.
Wir hören definitiv nicht auf.
Weiter geht’s, weil wir wissen für wen
wir den ganzen Aufriss machen.
Dr.(I) Gero Winkelmann
Danke für diesen konstruktiven, kurz und prägnant formulierten Kommentar mit seiner erfrischenden Sprache und positiven Ausrichtung.
Als langjähriger Prolife-Arzt freue ich mich sehr darüber und veröffentliche den Link auf meinen beiden Websites http://www.bkae.org (Arbeitskreis Lebensrecht im Bund Katholischer Ärzte) und http://www.epld.org (European Pro-Life Doctors, Deutschsprachige Sektion). Das Thema Lebensrecht geht ja vor allem uns Ärzte, Studenten und Mitarbeiter im (christlichen) Gesundheitswesen an. – Gerne weiter so! Gez. Dr.(I) Gero Winkelmann, München