Treue ist angesichts von „liebe wen du willst“, „finde was zu dir passt“ und „probier dich aus“ schwer realisierbar. Treue ist out. Altbacken. Von gestern. Vintage. Treue eignet sich höchstens noch für’s Regal. In unserer Zeit hindert uns Treue scheinbar. Durch sie verpassen wir womöglich den größten Kick [Ups, fast hätten wir auf „F“ statt dem „K“ gedrückt] unserers Lebens.
Treue ist gesund für den Körper
Vor allem für den weiblichen. Was aber nicht heißt, dass die Herren der Schöpfung jetzt auf Skip drücken können. Treue ist keine Einzelaktion. Zu ihr gehören immer zwei. Aber bevor wir vom Thema abschweifen, konzentrieren wir uns doch wieder auf den Körper. Und dazu haben wir uns einen Fachmann ins Haus geholt: Prof. Dr. Johannes Huber. Prof. Dr. Huber hat das „Wunderwerk Frau – Warum das ’schwache‘ Geschlecht das wahrhaft stark ist“ geschrieben. Und weil er es als Gynäkologe ja wissen muss, lassen wir jetzt mal ihn zu Wort kommen:
Wie reagiert die Scheide auf Sperma?
„Bei jedem Sexualverkehr, wo Sperma in die Scheide der Frau gelangt, wird auch gleichzeitig Fremd-DNA hinterlassen. Es kommt etwas Neues in den Körper der Frau, das nicht gleich verdaut, vom Immunsystem aber sofort erfasst werden muss. Denn um die Abstoßungsreaktion zu verhindern, orientiert sich der weibliche Körper am männlichen HLA System, von dem es sich förmlich eine Art Blaupause macht.
Trifft der erste Spermatropfen ein, erhöht das innere Genital der Frau einen ‚magischen‘ Stoff, das Interferon-Gamma der Th1-Lymphozyten, die eigentlich eine Entzündung einleiten sollten. Allerdings steigen sofort auch die regualtiven T-Zellen auf ihre Posten (Treg-Zellen) und heißen das Sperma willkommen. Sie verhindern jene Reaktion, die wir vom eingezogenen Span kennen [gem. ist, dass sich die Haut rot färbt und sich entzündet]. Es erfolgt keine Abgrenzung und Enzündungsreaktion, sondern die immunologische Reaktion fällt ‚freundlicher‘ aus. Vergleichbar mit Fingerabdrücken werden ‚Prints‘ gemacht, man registriert sozusagen die Fremd-DNA, und zur Sicherheit werden auf die Th2-Zellen aktiviert, die die endgültige Toleranz des Mannes in der weiblichen Scheide absegnen.“1
Wenn der weibliche Organismus nicht so perfekt ausgeklügelt wäre, würde es niemals zu einer Befruchtung bzw. Schwangerschaft kommen. Es könnte niemals ein Kind entstehen, denn das Immunsystem der Frau würde alle Spermien sofort kalt machen. Mehr dazu findet ihr bei ‚Willkommenskultur für Spermien‚.
Treue hilft dem Immunsystem
Der Mann, so Prof. Dr. Huber weiter, wurde immunologisch akzeptiert: ‚Den Typ kennen wird! Alles klar.‘
„Trägt [der Mann] jedoch einen HPV-Virusstamm mit sich, beginnt Unverantwortlichkeit: Das Virus verwendet auch den Passierschein, umgeht sozusagen unerkannt das auf Lauer liegende Immunsystem und infiziert die Frau. Die Weitergabe einer HPV-Infektion hat somit stattgefunden.
Eine solche Infektion gelingt umso leichter – und dafür sprechen einige Hinweise – , wenn sich das Immunsystem im weiblichen Genital mit unterschiedlichen HLA-Systemen, sprich Sperma-Prints diverser Männer herumschlagen muss. Es müsste dabei für viele unterschiedliche männliche HLA-Prints eine Akzeptanz herstellen und ist somit permanent beschäftigt, um die Möglichkeit einer Befruchtung bzw. Schwangerschaft offen zu lassen.“2
Wir haben dieses Thema schon mal von einen anderen Seite betrachtet und kamen zu dem Schluss: ‚Ausprobieren‘ ist schlecht für die Vagina.
Treue ist gesund für die Seele
Wir sind bei unseren weiteren Recherchen über einen Artikel mit der Überschrift „Ich betrüge meinen Ehemann – schon seit einem Jahr“ gestoßen. Darin beschreibt Paarberater Christian Thiel das Phänomen der Untreue. Was er sonst noch so auf seinen Blogs und in seinen Büchern schreibt, keine Ahnung. Aber was er zur Untreue formuliert hat uns schon beeindruckt:
Thiel nimmt ein fiktives Beratungsgespräch auf. Darin fragt eine Frau, die nach 25 Jahren Ehe einen alten Freund wiedergetroffen hat. Sie unterhielten sich eine halbe Stunde und danach hat er, ebenfalls verheiratet, sie umarmt und ihr gesagt wie sehr er sie schätze. Sie war fassungslos und sehr berührt. Diese Wertschätzung hatte sie in ihrer Ehe vermisst. Nun, so die Frau, würden sich beide ab und an treffen und sie sind sich bereits näher gekommen. Thiel antwortete daraufhin:
„[Ich] wüsste […] gerne, warum sie [gem. ist. die betroffene Frau] nach dem zweiten Treffen mit ihrem alten Freund, bei dem ihr diese Lieblosigkeit [Anm.: in der eigenen Ehe] bewusst geworden ist, nichts unternommen hat, um ihre Ehe wieder ins richtige Gleis zu bringen. Tut sie jetzt nichts, dann hat sie schon bald eine lieblose Ehe und einen Lover. So ein Leben ist nicht wirklich erstrebenswert. Das ist der Grund, warum mir so viele, die untreu sind, schreiben. Es führt zu einer großen inneren Zerrissenheit. Das Gefühlsleben eines Menschen wird in zwei Teile gespalten. Und das stetige Lügen führt zu weiterem Stress. Ich rate ab.
[…] Die Folgen für sie, für Ihre Ehe und für Ihre Zukunft sind derzeit schwer absehbar. Eines ist allerdings wahrscheinlich: Die innere Zerrissenheit bei Ihnen wird zunehmen. Das ist das logische Ergebnis Ihrer Entscheidung, den Weg der Untreue zu gehen. Sie sehen, ich bin dafür, dass Sie Ihre Ehe verbessern. Geht das nicht, können Sie sich trennen. Und sich einen neuen Partner suchen. Beide Wege werden durch die Untreue leider verhindert. Deshalb schadet sie – Ihnen. Und Ihrem Leben.“3
Und irgendwann, so Thiel weiter, „sitzen Sie entsetzt vor mir und sagen verstört: ‚Es waren die schlimmsten Jahre meines Lebens.‘ Und können nicht verstehen, warum Ihr Partner es Ihnen so schrecklich übel nimmt, dass Sie ihn sechs Jahre mit einem anderen betrogen haben. Statt den Mut zu fassen und ihm ein Wort zu sagen von ihrer – berechtigten – Verzweiflung über den Zustand Ihrer Ehe.
Das war jetzt leider noch nicht alles. Haben Sie sich von der schwierigen Trennung erholt und gehen auf Partnersuche, gehen Ihre Probleme weiter. Kaum haben Sie einen Mann kennen- und lieben gelernt und haben ihm von ihrer jahrelangen Untreue berichtet – schon hat er das Weite gesucht. Das erleben natürlich nicht nur Frauen. Auch Männer, die den Weg der Untreue gegangen sind, müssen damit leben, dass die neue Frau die sie kennengelernt haben, wenig Neigung verspürt, es mit einem Mann zu versuchen, der Ihre Vorgängerin über Jahre betrogen hat.“4
Thiel kommt immer wieder auf seinen Punkt. Er rät von Untreue ab. Dieser Weg scheint ihm eher unattraktiv zu sein. „Ein ehrliches Wort gegenüber Ihrem Partner dagegen wäre hilfreich. Sprechen Sie ein offenes Wort – zu Ihrem Mann. Er hat ein Recht darauf zu erfahren, wie es um seine Ehe steht. Sie sind unglücklich mit Ihrer Ehe. Und genau das sollten Sie ihm sagen.“5
Bis der Tod uns scheidet?
Wenn wir von Treue sprechen dann meinen wir kein stumpfes zusammenbleiben auf Biegen und Brechen. Wir empfehlen keine dauerhafte Beziehung, in der einer von beiden über kurz oder lang in psychatrischer Behandlung landet. Treue meint aus unserer Sicht den ganzen Menschen. Körper, Geist und Seele.
Wenn man merkt, dass die Beziehung eher zum wegrennen animiert, dann sollte ich mit meinem Partner, meiner Partnerin reden. Die Dinge, die mich von ihm wegtreiben, ansprechen und ihm oder ihr die Chance einräumen sie zu ändern. Thiel berichtete von so einem Beispiel. Der Mann hatte nach einem ehrlichem Gespräch mit seiner Frau umgehend auf ihre Wünsche reagiert. Vorher wusste er es einfach nicht (besser).
Treue braucht Kommunikation, braucht Körper, Geist und Seele. Zieht man sich jedoch einfach stillschweigend, gekränkt aus der Beziehung zurück, flüchtet man in die Untreue, ob körperlich oder gedanklich, nimmt man dem Anderen und vor allem sich selbst die Chance es besser zu machen. Eine treue Beziehung ist Arbeit. Aber es lohnt sich und ist vor allem gesund.
1: Prof. Dr. Johannes Huber; Wunderwerk Frau – „warum das ’schwache‘ Geschlecht das wahrhaft starke ist“; 1. Auflage; 2022; Unzer Verlag GmbH; S. 118f.
2: ebd.; S. 119
3: „Ich betrüge meinen Ehemann – schon seit einem Jahr“; Christian Thiel; Veröffentlicht am 06.11.2020; https://www.welt.de/iconist/partnerschaft/plus216975786/Fremdgehen-Ich-betruege-meinen-Ehemann-schon-seit-einem-Jahr.html
4: ebd.
5: ebd.
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