Oder: Zitat des Tages XVI
„Man kann deßhalb heute nicht mehr von einer Frauenbewegung sprechen, denn das würde den heutigen Feministinnen, die mit ihrer Alternativ- und Gegenkultur ein ganz anderes Normen- und Wertesystem meinen, ein viel zu hohes Maß an Legitimation zusichern. Der Kampf gegen die Geschlechtsrollendifferenzierung zielt auf die Wurzeln der Gesellschaft und strebt ein neues Menschenbild an. Diese Radikalisierung der alten Frauenbewegung darf in ihrem heutigen Erscheinungsbild deshalb nur Feminismus genannt werden. Von daher stellt sich natürlich auch die Frage nach der Berechtigung der feministischen Forderungen. Wurde die Frauenbewegung von breiten Schichten der Frauen getragen, weil ihre Ziele allgemein akzeptabel waren, so stellt sich der Feminismus eher als elitärer Zirkel dar, der seine Ideale von Selbstverwirklichung und Narzißmus als Glücksmethode der ganzen Gesellschaft aufdrängen möchte. Denn in erster Linie rekrutieren sich die Feministinnen nicht aus den Reihen der Frauen, die wirklich aufgrund ihres Geschlechts unterprivilegiert sind, sondern aus Studenten- und Intellektuellenkreisen, die über mehr Zeit verfügen, um ihre Gefühle, ihre Wünsche und ihre Visionen zu kultivieren. Es überrascht nicht, daß bei den im Feminismus engagierten Studentinnen und Akademikerinnen die psychologischen, pädagogischen und sozialwissenschaftlichen Berufsgruppen dominieren. Denn das Menschenbild dieser Fachrichtung basiert zu großen Teilen ohnehin auf einem andersartigen Wertsystem. Das veranlaßt uns zu der Frage nach den Wurzeln der feministischen Bewegung, die ja die Frauenbewegung des vergangenen Jahrhunderts bestenfalls als Alibi, nicht aber als Vorläufer betrachten kann.“1
Ja, man darf die Verbindung dieses verstaubten Zitat’s von 1985 zur aktuelle Situation ruhig ziehen. Wem das schwer fällt, dem empfehlen wir unsere Gedanken zur Drucksache 20/13775 und die dazugehörige Bundestagsdebatte. Helge Limburg (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) sprach z.B. explizit davon, dass u.a. die Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen ein großes Thema der Frauenbewegung sei.2
Außerdem empfehlen wir für das kommende Adventswochenende wärmstens die Beiträge zur sog. Mutter des modernen Feminismus‘, Simone de Beauvoir, und der alles ins Nichts Auflöserin, Judith Butler. Sowie die Frau im Klassenkampf schlechthin, Shulamit Firestone, und die Frauenrechtlerinnen der ersten Stunde.
Vielleicht interessiert euch auch noch wie die sexuelle Revolution den den Feminismus kidnappte. Viel Freude mit der Lektüre und eine gesegnetet Adventszeit wünschen wir euch.
Quellen: Titelbild: https://unsplash.com/photos/woman-in-black-coat-standing-near-body-of-water-during-daytime-GFLVQDTPKcM?utm_content=creditShareLink&utm_medium=referral&utm_source=unsplash.
- Lutz von Padberg; Feminismus – eine ideologische und theologische Herausforderung; 1. Auflage; 1985; Verlag und Schriftenmission der Ev. Gesellschaft, S. 57f. ↩︎
- Plenarprotokoll 20/203, Deutscher Bundestag, Stenografischer Bericht, Sitzung, Berlin, Donnerstag, den 5. Dezember 2024 file:///C:/Users/sebas/Desktop/20203.pdf ↩︎
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