Heute könnte es lustig werden. Vielleicht auch grotesk. Wir fragen bei Peter Singer mal nach, wie man die gängisten Argumente pro Abtreibung kontern könnte. Richtig gelesen: Peter Singer.
Eins vorweg, das schulden wir der Vollständigkeit: Peter Singer ist für Schwangerschaftsabbrüche. Wie kaum ein anderer wurde er für seine Thesen auf diesem Gebiet geächtet. Singer hat aber seinen Standpunkt bis zum logischen Ende seiner Ansichten durchgezogen. Dafür gebührt ihm Respekt. Das macht seine Thesen auch schon wieder interessant. Denken wir so konesequent und logisch das Lebensrecht eines jeden Menschen? Jedoch: Dieser Standpunkt ist definitiv nicht der unsere und wir lehnen ihn strikt ab.
Aber wie dem auch sei: Schauen wir mal rein.
Die Grundannahmen
Singer schreibt, dass sich das zentrale Argument gegen den Schwangerschaftsabbruch wie folgt darstellen ließe:
„Erste Prämisse: Es ist unrecht, ein unschuldiges menschliches Wesen zu töten.
Zweite Prämisse: Ein menschlicher Fötus ist ein unschuldiges menschliches Wesen.
Schlussfolgerung: Daher ist es unrecht, einen menschlichen Fötus zu töten.“1
„Üblicherweise“ so Singer weiter, „besteht die liberale Antwort darin, daß man die zweite Prämisse dieses Arguments bestreitet. […] In diesem Punkt läßt sich [aber] die konservative [pro-life] Position kaum erschüttern.“2
Wir wollen heute und in den folgenden Tagen auf der Grundlage von Singers Argumentation ein paar Argumente anschauen, die oft für eine Legalisierung des Schwangerschaftsabbruchs ins Feld geführt werden. Im Grunde wird eigentlich immer wieder versucht dem Fötus bzw. Embryo sein menschliches Wesen abzusprechen. Um das logisch verkaufen zu können, sollen moralisch relevante Trennlinien helfen. Vor erreichen dieser sog. Trennlinie wäre der Fötus noch kein menschliches Wesen, danach, oh Wunder, ist er eines. So zumindest das Angebot auf der Markt der Schwangerschaftsabbruchsmöglichkeiten. Diese Linien, die es zu untersuchen gilt sind u.a.: die Geburt, Lebensfähigkeit, Bewegung des Fötus und das Einsetzen des Bewusstseins.
Die Geburt
Die Geburt ist die offensichtlichste Trennlinie „und es ist diejenige, die den Liberalen am besten ins Konzept passen würde. Sie trifft sich zu einem gewissen Grade mit unseren Sympathien: wir werden weniger verwirrt durch die Zerstörung eines Fötus, den wir nie gesehen haben, als durch den Tod eines Wesens, das wir sehen, hören und liebhaben können.“3
Ein Fötus und ein Baby sind jedoch dasselbe Wesen. Ob außerhalb oder innerhalb des Mutterleibs. Ein Wesen, ob wir es nun sehen können oder nicht, mit demselben Grad an Bewusstsein und der Fähigkeit Schmerzen zu empfinden. Singer spitzt es diesen Punkt zu:
„Ein Frühgeborenes mag in dieser Hinsicht durchaus weniger entwickelt sein als ein Fötus vor dem normalen Geburtstermin. Es wäre seltsam, wenn wir die Meinung verträten, wir dürften den frühgeborenen Säugling nicht töten. Wo sich ein Wesen befindet – innerhalb oder außerhalb des Mutterleibs -, sollte in Bezug auf das Unrecht, das darin besteht, es zu töten, nicht allzu stark ins Gewicht fallen.“4
Treffer, oder?
Zugegeben: Indem er es seltsam fände einen frühgeborenen Säugling gegenüber einen kurz vor der Geburt stehenden Fötus nicht töten zu dürfen, nur weil dieser sich außerhalb des Bauches befindet, lässt Singer hier seine Sicht der Dinge schon aufblitzen. Wie gesagt, wir teilen seine finale Position in keinem Fall. Aber, und darin sind wir uns einig, die Geburt stellt keine moralische Trennlinie für die Legitimierung von Schwangerschaftsabbrüchen dar.
Was denkt ihr?
Quellen:
1 Peter Singer, Praktische Ethik, 2. revidierte und erweiterte Auflage 1994, Reclam, S. 180.
2 ebd., S. 180f.
3 ebd., S. 181.
4 ebd., S. 182.
Bildnachweise: Peter Singer (titelbild): https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/0/08/Peter_Singer_no_Fronteiras_do_Pensamento_Porto_Alegre_%289620134920%29.jpg/2048px-Peter_Singer_no_Fronteiras_do_Pensamento_Porto_Alegre_%289620134920%29.jpg; Geburt_Baby_Mama: Photo by Solen Feyissa on Unsplash
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