Das „British Medical Journal“ hat eine Studie veröffentlicht, die besagt, dass
es in einigen Teilen der Welt bis 2030 zu einem erheblichen Jungen
Überschuss kommen wird1. Wenn nichts getan wird.
Die Studie „Projektion des Geschlechterungleichgewichts bei der Geburt
auf globaler, regionaler und nationaler Ebene von 2021 bis 2100″2
basiert auf statistischen Auswertungen von 3.26 Milliarden Geburten.
Die Forscher sagen, dass in den letzten 40 Jahren die vorgeburtliche
geschlechtsspezifische Selektion die sichtbarste Folge
der Bevorzugung von Söhnen geworden ist.3
Sie sei außerdem jüngsten Studien zufolge für etwa die Hälfte(!) des weltweiten
Defizits an Frauen in den letzten Jahrzehnten verantwortlich.4
„Die Gesamtzahl der weiblichen Geburten, die im Zeitraum 1970-2017
aufgrund pränataler Geschlechtsselektion fehlten, wurde auf 45,0 Millionen
mit einem 95%igen Unsicherheitsintervall (34,4; 54,8) Millionen geschätzt. Mehr
als 95 % davon fehlten in China und Indien“5, also in Ländern, die sowieso schon
ein stark verzerrtes Geschlechterverhätnis bei der Geburt, jedoch die höchsten
jährlichen Geburtenzahlen der Welt haben.
Prognose
Nach nüchternen Berechnungen der Forscher wird es zwischen 2021 und 2030
ein Defizit von mehr als 4,7 Millionen weiblichen Geburten geben6.
Es wird prognostiziert, dass „eine männerlastige Geschlechterstruktur
in einer Gesellschaft zu demografischen Problemen, wie z. B. einem Heiratszwang
bei einem Mangel an heiratsfähigen Frauen“, führen könnte. „Weniger Frauen als erwartet,
in einer Bevölkerung, könnten zu einem erhöhten Maß an antisozialem Verhalten und Gewalt
führen und letztlich die langfristige Stabilität und die nachhaltige soziale Entwicklung beeinträchtigen.“7
Die Autoren sehen die Studie als ein Alarmsignal für die Notwendigkeit, das Geschlechterverhältnis
in den Ländern, in denen Söhne bevorzugt werden, zu überwachen und die Faktoren anzugehen,
die hinter der anhaltenden geschlechtsspezifischen Voreingenommenheit stehen.8
Optimistisch?
Aber irgendwie scheint dieser Kampf vergeblich.
Schon 1994 auf der Internationalen Konferenz für
Bevölkerung und Entwicklung in Kairo (ICPD) wurde unter Punkt 4.16 (a)
das Ziel ausgegeben „alle Formen der Diskriminierung von Mädchen und
die Ursachen für die Bevorzugung von Söhnen, die zu schädlichen und unethischen
Praktiken der weiblichen Kindertötung und der vorgeburtlichen Geschlechtswahl führen“ zu beseitigen9.
(Auf der Weltfrauenkonferenz in Peking 1995 wurde u.a diese Forderung wiederholt.)10
Ebenfalls wird wider allem Bestreben von Punkt 8.25 (ICPD Kairo)11,
Abtreibung immer noch als Methode der Familienplanung genutzt.
Und das ist nur eine von vielen Konferenzen,
die dieses noble Ziel ausgegeben hat. U.a. fordern die WHO12
und die UNFPA13 ein Ende der geschlechtsselektiven Abtreibung.
Aber gleichzeitig, wollen Sie14,15 die völlige Legalisierung der Abtreibung.
In Indien wurde die Abtreibung 197116 legalisiert.
Heute hat Indien eines der verzerrtesten Geschlechterverhältnisse weltweit,
obwohl eine geschlechtsselektive Abtreibung seit 1994 verboten ist.17
Indien fehlen, neben China18, die meisten Frauen19.
Hier zeigt sich, dass Abtreibung niemals die Befreiung der Frau sein kann.
So lange Abtreibung immer noch als ein Frauenrecht angepriesen wird,
können wir den Kampf gegen geschlechtsselektive Abtreibung vergessen.
Diese Augenwischerei muss aufhören!
Abtreibung tötet Frauen. Es befreit sie nicht!
Sieht so die Gleichberechtigung der Geschlechter aus?
Abtreibung muss aufhören! Das ist dann wahre Gleichberechtigung!
Weiterführendes
Pränataldiagnostik – was helfen da Gesetze?
Wann stirbt (endlich) die Weiblichkeit?
Quellen:
1 Chao F, Gerland P, Cook AR, et al. Projecting sex imbalances at birth at global, regional and national levels from 2021 to 2100: scenario- based Bayesian probabilistic projections of the sex ratio at birth and missing female births based on 3.26 billion birth records. BMJ Global Health 2021;6:e005516. doi:10.1136/ bmjgh-2021-005516 LINK: https://gh.bmj.com/content/bmjgh/6/8/e005516.full.pdf (aufgerufen am 21.08.2021)
2 ebd.
3 ebd., S. 1
4 ebd., S. 2
5 ebd.
6 ebd.; https://gh.bmj.com/content/6/8/e005516 aufgerufen am 21.08.2021
7 ebd. S. 2
8 ebd. S. 10
9 ICPD Programm of Action, UN Doc. A/CONF.171/13 1994 Kap. 4.16 LINK https://undocs.org/en/A/CONF.171/13/Rev.1 (S.25)
10 https://www.un.org/womenwatch/daw/beijing/pdf/Beijing%20full%20report%20E.pdf, vgl. S. 109ff. aufgerunfen am 21.08.2021
11 ebd., Kap. 8.25 LINK (s.o.) S. 58f.
12 https://www.ohchr.org/Documents/Issues/Women/GenderAndEquality/PreventingGenderBiasedSexSelection.pdf
aufgerufen am 21.08.2021
13 https://www.unfpa.org/sites/default/files/resource-pdf/factsheet_china.pdf aufgerufen am 21.08.2021
14 https://c-fam.org/friday_fax/world-health-organization-prepares-to-escalate-attack-on-pro-life-laws/ aufgerufen am 21.08.2021
15 https://www.dsw.org/wp-content/uploads/2021/04/UNFPA-Weltbevoelkerungsbericht_2021_web.pdf , S. 49/ PDF S. 51/108
aufgerufen am 21.08.2021
16 https://www.boell.de/de/2021/03/16/ein-defektes-recht-auf-sichere-abtreibung-indien aufgerufen am 21.08.2021
17 https://www.unfpa.org/sites/default/files/resource-pdf/factsheet_china.pdf , S. 2 aufgerufen am 21.08.2021
18 https://www.bpb.de/politik/hintergrund-aktuell/317830/ein-kind-politik aufgerufen am 21.08.2021
19 siehe 1, S. 2
–> alle Übersetzungen der englishen Texte per https://www.deepl.com/translator
Bildquellen:
Titelbild
Indische Männer
Frau_Lächelt
Frau_geschnürt
Sebastian Meichßner
Das Ganze fühlt sich ein bisschen so an als würde man sagen: „Wir müssen aufpassen, dass Frauen nicht abgetrieben werden, ABER wir brauchen Abtreibung für die Frauen!“ … Sinnvoll?