Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF),
forscht derzeit an einer „Forsight Studie„:
„Ein Zukunftsbüro sucht systematisch und mit wissenschaftlichen Methoden
nach Trends und Themen, die in Zukunft von Bedeutung sein können. Der Zukunftskreis,
ein Gremium aus Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Wirtschaft und Kultur,
berät das BMBF, welche dieser Trends und Themen in weiterführenden Studien näher
untersucht werden sollen und für Bildung und Forschung besonders wichtig sind.
Gemeinsam entwerfen Zukunftskreis und Zukunftsbüro Zukunftsszenarien:
Es werden Expertenbefragungen durchgeführt und Trends fortgeschrieben,
um mögliche und wünschenswerte Zukünfte zu beschreiben.“
(Mit Foresight in die Zukunft schauen: BMBF)
Rechenspiele so far
Geert Jan Olsder, ein damals 31 jähriger, niederländischer Assistenzprofessor an der Technischen
Hochschule Twente in Enschede, liebte nichts so sehr wie Wanderungen und Formeln.
Inspiriert durch „Die Grenzen des Wachstum„, 1972 vom Club of Rome veröffentlicht,
stellte Olsder, zusammen mit ein paar Kollegen, eine Reihe von Gleichungen zu
den „drängenden“ Fragen der Bevölkerungskontrolle auf.
„Die Gleichungen dienten dem Zweck, die Bevölkerung einer fiktiven Insel
in Grenzen zu halten, die Schlüsselvariable sei dabei die Geburtenzahl.“
Jedoch waren „Olsders Gleichungen […] nicht dafür gedacht, auf reale Populationen
angewandt zu werden, erst recht nicht auf solche von über einer Milliarde Menschen.“
(Hvistendahl, 2013, S. 73f.)
Aus Olsders Spaß wird (chinesischer) Ernst
Song Jian ein linientreuer Militärwissenschaftler, Schützling
Qian Xuesens (wissenschaftlicher Berater Mao Zedongs),
überlebte unbeschadet die Kulturrevolution in China.
Dies machte ihn zu einer Art „Superwissenschaftler“ in China.
„Song nutze seine Autorität dazu, seinem Interesse für die Demografie nachzugehen.
Das Siebte Ministerium für Maschinenbau war natürlich nicht gerade der prädestinierte
Platz für die Arbeit an Bevölkerungsproblemen. Aber zur fraglichen Zeit waren in China nur
wenige Wissenschaftler für dieserart Arbeit qualifiziert. Die Sozialwissenschaftler des Landes
hatten nicht so viel Glück gehabt wie Song; die meisten waren während der Kulturrevolution
Opfer von Verfolgung oder anderen Formen gesellschaftlicher Ächtung geworden.
Im China der 1970er Jahre gab es die Raketenwissenschaft, mehr nicht.
In der Folge einer Reise in die Niederlande, die Song als Mitglied
einer chinesischen Regierungsdelegation im Jahr 1975 machte,
nahm seine Forschungstätigkeit eine neue Richtung.“
(Hvistendahl, 2013, S. 72)
Bei einem Bier lernen sich Olsder und Song näher kennen.
Olsder sollte ihn ein bisschen herum führen und hatte keine Ahnung
welche Person er da vor sich hatte. Deswegen plauderte Olsder einfach
ein wenig über seine geliebten Formeln und sein „fiktives Inselspiel“
Song sei laut Olsder sofort „Feuer und Flamme“ gewesen.
Olsders Gleichungen hatten, neben Edward Goldsmiths Traktat
„Planspiel zum Überleben“, großen Einfluss auf das Denken des
chinesichen Raketenwissenschaftlers über Bevölkerungsfragen.
Es bleibt bei einem „Ernst“
Zugegeben, der bärtige Witz mit „aus Spaß wird Ernst“ ist mehr als flach.
Aber anders als mit ein bisschen zynischem Humor kommen wir
an das Thema gerade nicht heran.
Wie dem auch sei, weiter im Text:
„Weil aber derselbe Club-of-Rome-Bericht, der Olsder zu seinen Gleichungen angeregt
hatte, die chinesische Führungsspitze davon überzeugt hatte, dass die Geburtenrate
des Landes mit drastischen Maßnahmen gesenkt werden müsse, entschied
sich Song dafür, Olsders Gleichungen in die Praxis umzusetzen.“
(Hvistendahl, 2013, S.74)
Song tüfftelte dann mit ein paar Kollegen im Ministerium für Maschinenbau
weitere Prognosen aus, weil nur dort standen in der damaligen Zeit Computer
und „geboren “ wurde am 25. September 1980 die grauenvolle Ein-Kind-Politik.
Grund dafür waren ein paar Gleichungen und
grauenvolle Zulunftsprognosen des Club of Rome…
…, die sich am Ende alle als falsch erwiesen. Sorry.
Nur gab’s für den Folgefehler keine weiteren Punkte,
sondern tausende abgetriebene, tote Kinder
und ein feines demografisches Problem!
Der Mythos „Überbevölkerung“ hat schon
soo viele Menschenleben auf dem Gewissen!
Das „Bundesministerium für Bildung und Forschung“ hat zwar
in erster Linie nicht das „Berölkerungsproblem“ auf der Agenda,
aber es reiht sich fröhlich in die Reihe der Zukunfts-Prognostizierer ein.
Mal sehen was bei uns so heraus kommt…
Quelle:
Foresight und Vorausschau-Link aufgerufen am 17.07.2021
(Andere nennen das Jahr 1978 als Song die Niederlande besuchte; Hvistendahl
interviewte Olsder und der gab das Jahr 1975 an.)
Link zu „Andere“ aufgerufen am 17.07.2021
– Mara Hvistendahl, Das Verschwinden der Frauen, 2011,
Deutsche Erstausgabe 2013, Deutscher Taschenbuch Verlag
Sebastian Meichßner
Können die Herren Forscher mal bitte aufhören die Menschen in mathematische Formeln und Gleichungen packen zu wollen??
Die Vergangenheit hat bewiesen, dass vielen Prognosen für die Zukunft falsch waren!!
Sebastian Meichßner
„Die Studie beruht auf einer Computersimulation. Donella und Dennis Meadows und deren Mitarbeiter am Jay Wright Forresters Institut für Systemdynamik führten dabei eine Systemanalyse verschiedener Szenarien durch. Das benutzte Weltmodell diente der Untersuchung von fünf Tendenzen mit globaler Wirkung: Industrialisierung, Bevölkerungswachstum, Unterernährung, Ausbeutung von Rohstoff-Reserven und Zerstörung von Lebensraum. So wurden Szenarien mit unterschiedlich hoch angesetzten Rohstoffvorräten der Erde berechnet oder eine unterschiedliche Effizienz von landwirtschaftlicher Produktion, Geburtenkontrolle oder Umweltschutz angesetzt.“ Das steht in dem verlinkten Eintrag bei Wikipedia.
Ich finde es sehr „beruhigend“, dass die Foresight Studie vom BMBF auch mit fünf möglichen Szenarien auseinandersetzt. ^^
Oh Hilfe, wann hört das auf?