Alles Gute zum Vatertag! Liebe Väter, zur Feier des Tages wollen wir uns heute mal anschauen wie wichtig ihr für die kindliche Entwicklung seid.
Lieselotte Ahnert, Psychologin und Professorin für Entwicklungspsychologie, hat ein neues Buch geschrieben: „Auf die Väter kommt es an: Wie ihr Denken, Fühlen und Handeln unsere Kinder von Anfang an prägen | Neueste wissenschaftliche Erkenntnisse über die wichtige Rolle von Vätern“. Die Nachrichtenseite Welt hat ein Interview mit ihr darüber geführt. Darin sagte Ahnert u.a., dass nicht nur die modernen Mütter, sondern auch moderne Väter unter dem Stress einer Doppelbelastung stehen. „Während Frauen dabei eher über die Rigidität eines tradierten Mutterbildes klagen, stehen Väter vor der Herausforderung, dass ihre Rolle kaum festgelegt ist – und die Ansprüche keine Grenzen kennen.“1
Väterliches Verhalten kann kein Duplikat mütterlichen Verhaltens sein…
…sagt Ahnert. „Das ist nicht bloß Eigensinn und Trotz, sondern Väter leisten ihren ganz eigenen Beitrag in Pflege, Betreuung und Erziehung, einen Beitrag, der anders ist als der mütterliche, aber doch genauso wichtig. Väter – wenn sie es wollen und wenn man sie lässt – gehen anders mit ihren Kindern um als Mütter und leisten auf ihre ganz eigene Weise viel für die kindliche Entwicklung.“2
Väter bringen u.a. viel Körperlichkeit „ins Spiel und machen damit unter geschützten Bedingungen bedrohliche Emotionen erlebbar. Wenn der Vater sein Kind etwas zu hoch in die Luft wirft oder plötzlich an den Unterschenkeln packt und kopfüber baumeln lässt, dann erleben Kinder Angst und auch deren Überwindung. Das wilde Spielen kann denn auch besonders für ängstliche Kinder hilfreich sein, da sie dabei lernen sich Herausforderungen zu stellen. Zudem trägt körperliches Spiel zur Ausgeglichenheit bei. Kinder, die mit ihren Vätern raufen und toben, üben sich nicht etwa in Aggression, sondern sind in Kindergarten und Grundschule sozial kompetenter und beliebter.“3
Ein weiterer sehr interessanter Punkt, den Ahnert nennt, ist die Sprache. Mütter seien „oft willens und geschickt darin, ihre Sprechweise an das Kind anzupassen. Die Sprache der Väter wiederum fordert und überfordert das Kind mitunter, aber stellt so eine wichtige Brücke in die Welt der Erwachsenen dar.“4 Mütter würden beim Bilderbuch anschauen die Abbildungen erklären, so dass meist keine Fragen offen blieben. „Väter werden hingegen typischerweise ihrem Kind Fragen stellen, nicht solche, die mit Ja oder Nein zu beantworten sind, sondern solche, die die Kinder zum Sprechen, Argumentieren und Erklären bringen. Auch bei regelbasierten Spielen, Brettspielen etwa, sind Väter gemeinhin anspruchsvoller als Mütter. Während jene eher mal fünfe gerade sein lassen, um das Kind nicht zu frustrieren, achten Väter genauer auf die Einhaltung der Spielregeln und lassen das Kind auch Frustration durchleben.“5
Außerdem seien Väter sehr für Regeln. Sie sind ihnen wichtig und für Väter der Weg zu einer Lösung. „Väter sind gerne an der Seite ihrer Kinder, wenn diese sich an unbekannten Problemen und Herausforderungen versuchen. Und die Kinder motiviert es, wenn die Väter geduldig und interessiert zuschauen. Nicht nur beim Knobeln, auch beim Entdecken finden eher Väter das richtige Gleichgewicht zwischen Rückhalt und Zurückhaltung. Sie lassen Kindern die Neugier auf das Unbekannte und bieten ihnen einen sicheren Hafen, wenn das Unbekannte Unbehagen erzeugt. Legt man Eltern und Kindern Bilder von emotional gespannten Szenarien vor, besprechen die Mütter mit den Kindern eher die Gefühle der Figuren, die Väter widmen sich eher Gründen und Lösungen“6, sagt Ahnert.
Väter bändigen den Sturm
Als letztes nennt Frau Ahnert eine Gegebenheit die sie in Wien in einem Restaurant ein kleines Mädchen beobachtet hatte. Dieses hatte einen Wutanfall, warf sich auf dem Boden und schrie weil, so bschreibt es Ahnert, ihr Lieblingsdessert ausverkauft war. Die Tochter ließ sich von ihrer Mutter nicht trösten und wurde durch ihre Versuche nur noch wütender. Als jedoch der Vater vom Rauchen zurück kam, er seine Tochter vom Boden aufhob, sie auf den Arm nahm und ihr sagte, dass nun alles gut sei, war der Anfall vorbei. Das Mädchen bekam daraufhin ein anderes Dessert und die Welt war wieder in Ordnung. „Davon inspiriert, konnten Ahnert und ihre Kollegen tatsächlich in Studien nachweisen, dass Trotzanfälle im Beisein der Väter weniger intensiv waren und auch schneller wieder vorüber. Die Mütter konzentrierten sich in ihrer Reaktion auf das Trösten, richteten ihr Handeln also auf die Emotion. Die Väter hingegen konnten dem Kind Lösungen und neue Deutungen der Situation aufzeigen und bekamen den Trotz so besser in den Griff.“7
Also liebe Väter bringt euch so ein wie ihr seid. Spielt und rauft mit euren Kindern, fordert sie heraus, animiert sie, spornt sie an. Aber bitte vergesst dabei eins nicht: Es sind eure Kinder und nicht eure Gegner. Wenn ihr sie irgendwann so weit gepusht habt, dass sie in manchen Bereichen sogar besser und schlauer sind als ihr, dann freut euch mit ihnen. Bleibt auch dann die Väter und werdet an dem Punkt nicht selbst wieder zum Kleinkind. Eure Kinder brauchen dann erst Recht eure Anerkennung!
Quellen: (Zuletzt aufgerufen am 15.05.2023)
1: Welt.de, Unterschätzte Väter – Was Papa kann und Mama nicht – und Kinder dringend brauchen, Veröffentlicht am 04.05.2023, Von Leander Steinkopf, https://www.welt.de/kultur/plus245014424/Erziehung-Was-Mama-nicht-kann-aber-Papa-schon-und-Kinder-dringend-brauchen.html.
2: ebd.
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7: ebd.
Bildernachweis: Vater hält Kind in Luft: https://unsplash.com/photos/4EPCxzOqwAY?utm_source=unsplash&utm_medium=referral&utm_content=creditShareLink, Titelbild: https://unsplash.com/photos/E8lWXr7M–M?utm_source=unsplash&utm_medium=referral&utm_content=creditShareLink, Vater und Sohn: https://unsplash.com/photos/q89uZ_8ZJCA?utm_source=unsplash&utm_medium=referral&utm_content=creditShareLink
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