„Männer und Frauen geben einander Rätsel auf, sie sind füreinander ein Geheimnis, das nie ganz zu ergründen ist. Diese Tatsache ist die Inspiration für viele – manchmal humorvolle – Filme, Witze und Lieder. Häufig ist dies aber auch die Ursache von Spannungen und Streit, von Enttäuschungen und unerfüllten Hoffnungen“1 oder von résistance. Widerstand.
Willkommen bei unserer Kurzreihe „Vive la…“, zu deutsch „lang lebe…“. Heute also „…der Widerstand“.
Eigentlich ist der ja irgendwie negativ besetzt. Aber Widerstand kann auch sehr positiv sein. Widerstand kann uns voranbringen. Deswegen: Vive la résistance!
Lang lebe der Widerstand
Im leiblichen Unterschied zwischen Mann und Frau sind wir im Widerstand. „Und Widerstand ist das, was lebendig ist. Widerstand ist das Erste, was wir treffen wenn wir geboren sind. Am Widerstand werden wir ‚Ich‘. Nicht am, sozusagen, immer gleichen mitschwimmen. Sondern Widerstand ist dasjenige, […] was uns hilft zur eigenen Identität zu kommen. Das ist gar nicht so schlecht.
Also Widerstand ist dasjenige, was uns herausfordert und letzten Endes auch mich zwingt. Und insofern ist der Leib des Anderen, wenn ich als Mann einer Frau, als Frau einem Mann begegne, bin ich an einem Widerstand. Ich bin an etwas, das kann ich nicht einfach nur einholen. Und diese Differenz aushalten, sich in sie hinein begeben und jetzt genauer genommen, sich in sie hinein verlieren, erfordert mehr Mut als sich dem gleichen Geschlecht zu stellen.
Ich glaube, dass es mutvoll ist, sich einem Leben anzuvertrauen, dass ich nicht auf mich übersetze. […D]ass wir im anderen Leib etwas haben, das uns nicht einfach zugänglich ist. Also mich nicht spiegelt. Ich habe nicht nochmal mich selbst. Sondern ich muss jemanden aushalten, nicht nur narzisstisch mir begegnen. Sondern ich muss jemanden aushalten, der mir eigentlich ein Leben lang sogar in diesem Sinne des Widerstandes mitgegeben ist. Frau ist bleibendes Geheimnis für den Mann. […] Nur am Mann wird die Frau zur Mutter. Wie soll sie das anders werden? Nur an der Frau wird der Mann zum Vater. Das heißt das Andere ist das was befruchtet. Nicht dasselbe.“
(Prof. Dr. Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz)2
Bleibendes Geheimnis
Frau Prof. Dr. Gerl-Falkovitz sprach von der Frau als „bleibendes Geheimnis“. Das wollen wir mit folgendem Zitat nochmal kurz aufgreifen und vertiefen:
„Ein Geheimnis ist ein Mysterium, etwas, das so schön und kostbar ist, dass man es nicht gleich erfassen kann. Wer sich diesem Geheimnis nähert, dem offenbart es sich erst nach und nach. Dass die Frau ein Geheimnis besitzt, offenbart bereits ihr Körper. Die Geschlechtsorgane einer Frau sind im Gegensatz zu denen des Mannes nicht sichtbar, und auch das Kind wächst zunächst in ihrem Leib im Verborgenen heran. Im Körper der Frau gibt es einen Raum, in dem sie das hütet und bewahrt, was unendlich kostbar ist – das Leben, das sie empfangen und zur Welt bringen darf.“3
Quellen aufgerufen am 21.06.2022
1: Birgit und Corbin Gams; Eine Vision von Liebe; 1. Auflage; 2014; fe-medienverlags GmbH; S. 73
2: Prof. Dr. Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz: Lockender Unterschied: Im Spannungsfeld von Mann und Frau; gehalten auf dem Symposium »Gender und Sexualpädagogik auf dem Prüfstand der Wissenschaften« am 23.1.2016 in Stuttgart: https://www.youtube.com/watch?v=eHill_lFy30
3: siehe 1; S. 82f.
Bilder: Titelbild, Hochzeitspaar_Strand; Frau_im_Garten
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