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Ist uns Menschen Würde unmöglich?

Aktuelle Seite: Start / Allgemein / Ist uns Menschen Würde unmöglich?
25. Juli 2025 von Sebastian Meichßner

Schwierige Frage? Die Menschenwürde war in den letzten Tage in aller Munde. Ob als Vorwurf oder Forderung. Wir versuchen der Menschenwürde und den damit verknüpften Menschenrechten, zumindest etwas näher zu kommen.

Disclaimer:

Das hier ist nicht der Weisheit letzter Schluss. Wenn es überhaupt einer wird.

Den Gedankengang, der uns bei dieser Frage beschäftigt, werden wir, aufgeteilt in zwei Gedanken, einfach gleich zu Beginn formulieren. Wem das dann nicht reicht: danach ist Schluss mit einfach. Da werden wir ausfühlicher. Hier besteht aber natürlich die Gefahr, dass wir uns dann gerade die Zitate suchen, die am Ende eh das bestätigen, was wir vorher schon gedacht haben. Deswegen bitte mitdenken und wiederum eure Gedanken in die Kommentare kommentieren.

1. Gedanke

Wenn ich mir vornehme weniger Schokolade zu essen und dafür mehr Sport zu machen, was könnte da schon schief gehen? Kurz und Knapp: Unabhängig von dem Ziel, das ich habe, liegt die Schwierigkeit wohl im Durchhalten. Es werden Tage kommen an denen mein Hirn nach Zucker und mein Körper nach dem Sofa schreit. Schnell schleicht sich das „ein Mal ist kein Mal“ zu mir. Oder „das merkt eh keiner.“ Ja, möglich, insofern ich Niemanden von meinem Vorhaben erzählt habe. Wenn doch, dann wird der Weg auf’s Sofa schon schwieriger.

Wenn ich mein Verhalten ändern möchte und Niemandem davon erzähle, besteht die Gefahr, zumindest wird es wahrscheinlicher, dass ich es nicht durchhalte und irgendwann im Selbstgespräch mein Vorhaben relativiere. Es wird leichter, wenn ich meine Ziele mit anderen teile. Dann können sie mich daraufhin ansprechen, mich motivieren und erinnern. Sie können meinen Relativierungsversuchen einen Riegel vorschieben. Den Riegel, den ich mir alleine vielleicht rein geschoben hätte.

2. Gedanke

Was sagt X = X aus? Gar nichts. Die Aussage ist Sinnlos. Was will ich mit dieser Information? 4+3 =X, 4+X=7 macht da schon mehr Sinn und bringt mich dem Wert von X, insofern ich in der Schule aufgepasst hätte, näher. Aber X könnte auch 5+10 sein. Soll heißen als Variable ist X ohne festen Wert. Um mit X als konstanter Größe zu rechnen, kann es sich nicht aus der umgebenden Rechnung, nicht aus den Umständen definieren. Es müsste von etwas, das nicht X ist definiert werden. Oder eigentlich schon definiert sein.

Das Beste was wir jetzt tun könnten ist: Menschenwürde!

Beziehen wir diese zwei Gedanken auf den Menschen. „Der Mensch ist Mensch“ wäre eine so sinnlose und leere Informaion wie X = X. In dieser Logik kann sich der Mensch nicht selbst definieren. Hinzu kommt, dass der Mensch „keinen Wert, sondern, wie [Immanuel] Kant sagt, eine ‚Würde'“1 hat. Hier stellt sich ihm und uns die Frage nach dem „Was“: „Was ist der Mensch?„

Aber hat nicht der Mensch, wie wir später sehen werden, sich selbst versucht die Menschenwürde zu gegeben? Im Sinne des ersten Gedankens ist es ein äußerst schwieriges Unterfangen. Zur Zeit erleben wir wieder eine Relativierung im menschlichen Selbstgespräch. Schwierig zu stoppen. „Menschenwürde für jeden? Ohne Abwägung? Schwierig, Schwierig!“ Denn, wie viele inzwischen zu wissen glauben, käme bei der Abwägung „der Menschenwürdegarantie aus Art. 1 Abs. 1 GG“ keine „oder jedenfalls keine ausschlaggebende Rolle“ zu. „Es gibt Gründe, die gegen einen Menschenwürdeschutz des Embryos/Fetus sprechen.“2

Klar soweit?

Ist uns Menschen-Würde (un)möglich?

Ab hier beginnen jetzt die Gedanken hinter den zwei beschriebenen Gedanken. Weiterlesen auf eigene Gefahr. Hinter vielen vorherrschenden Konzepten, Ideen, Begriffen, Agenden, Vorhaben und, um dieses Triggerwort auch zu verwenden, Narrativen, stecken irgendwelche philosophischen Ergüsse. Nur welche? Die gilt es ausfindig zu machen und damit die Gedanken hinter den Gedanken, die heute öffentlich formuliert werden und bestimmend sind, in ihrem Kontext und ihrer Entwicklung nachvollziehen zu können.

Der Begriff der Menschenrechte keimt seit der Französischen Revolution. Nach den Schrecken des 2 Weltkrieges hat es die Würde des Menschen in die Pole Position des deutschen Grundgesetzes geschafft. Auch die „Allgemeine Erklärung der Menschenrechte“ ist seit dem 10.12.1948 der Meinung, dass „Alle Menschen […] frei und gleich an Würde und Rechten geboren“3,4 sind. Eigentlich alles super! Oder, Hannah Arendt?5

Der Mensch als Wesen-tlich gebunden

Als jüdische Philosophin hat Hannah Arendt den Irr- und Wahnsinn der Nazi-Diktatur miterlebt. Sie hat die prägende Erfahrung im Exil in Frankreich gemacht, dass sie als deutsche Jüdin durch sämtliche Raster fiel. Dabei waren diese Raster doch extra dafür geschaffen worden, um allen Menschen Rechte zu zusichern. Arendt selbst formulierte es rückblickend so: Man hatte doch, „wenn man von unveräußerlichen und unabdingbaren Menschenrechten sprach, gemeint, diese seien unabhängig von allen Regierungen und müßten von allen Regierungen in jedem Menschen respektiert werden. Nun stellte sich plötzlich heraus, daß in dem Augenblick, in dem Menschen sich nicht mehr des Schutzes einer Regierung erfreuen, keine Staatsbürgerrechte mehr genießen und daher auf das Minimum an Recht verwiesen sind, das ihnen angeblich eingeboren ist, es niemanden gab, der ihnen dieses Recht garantieren konnte, und keine staatliche oder zwischenstaatliche Autorität bereit war, es zu beschützen.“6

Wie schon erwähnt wurde in Folge der Französischen Revolution versucht Menschenrechte erstmals in einer verbindlichen Erklärung zu formulieren. Nun gab es aber keinen mehr, der diese Rechte für staatenlose Menschen durchsetzen konnte und wollte. Arendt erklärt, dass die „Paradoxie, die von Anfang an in dem Begriff der unveräußerbaren Menschenrechte lag, war, daß dieses Recht mit einem ‚Menschen überhaupt‘ rechnete, den es nirgends gab„7. Denn Menschen, so Arendt, leben immer in einer Gemeinschaft. „Der Mensch ist immer beides, ein Einzelner in einem Ganzen. Der Einzelne ist durch seine menschliche Umwelt und diese nur dank der Kraft des Einzelnen. Es kann weder das Ganze – nennen wir es Gemeinschaft, Gesellschaft, Kollektiv – noch den Einzelnen für sich geben“8, schreibt Arendt’s enger Vertrauter und Doktorvater Karl Jaspers. Arendt formuliert, dass es den Menschen eigentlich nie im Singular, sondern eben immer nur im Plural gibt. „Diese Pluralität konnte nur wieder aufgeholt werden im Sinne der politischen Gegebenheiten des 18. Jahrhunderts, indem man den ‚Menschen überhaupt‘ mit dem Glied eines Volkes identifizierte.“9 Arendt bemängelt, dass sich dieses Volks-Glied-Sein aber in einem rückständigen Gemeinwesen, das historisch die Antastbarkeit der Menschenwürde jahrtausendelang zweifellos unter Beweis gestellt hatte, wieder findet:

„Der historische Tatbestand im Sinne des 18. Jahrhunderts war, daß ‚rückständige‘ Gemeinwesen, denen die Menschenrechte unbekannt waren, offenbar noch nicht das Stadium zivilisatorischer Reife erlangt hatten, auf dem die Volkssouveränität diese Rechte gegen Tyrannei und Unterdrückung durchsetzen konnte. So vermengte sich die ganze Frage der Menschenrechte von vornherein unentwirrbar mit der Frage der nationalen Emanzipation und des Selbstbestimmungsrechtes der Völker. Nur die emanzipierte Souveränität des Volkswillens, und zwar des Willens des eigenen Volkes, schien imstande, die Menschenrechte zu verwirklichen. Insofern die Französische Revolution die Menschheit als eine Familie von Nationen begriff, richtete sich der Begriff des Menschen, der den Menschenrechten zugrunde lag, nach dem Volk und nicht nach dem Individuum.“10

Arendt sieht also die Krux darin, dass der „Mensch überhaupt“, den die Menschenrechte und -Würde im Sinn haben, ja nur in seiner Gemeinschaft mit anderen Menschen zu fassen ist. Kierkegaard jedoch, den Arendt schon in Teenagerjahren gelesen hatte, sieht darin keinen Widerspruch sondern einen Fakt: „In jedem Augenblick ist es so, daß das Individuum es selbst und das Geschlecht ist. Das ist des Menschen Vollkommenheit„11. (Wir hatten den Gedanken in „Der Nabel der Menschheit“ länger beackert.) Arendts jüdischer Kollege, Martin Buber schreibt in „Das Problem des Menschen“, dass „das Wesen des Menschen […] nicht in isolierten Individuen zu finden [sei], denn die Verbundenheit der menschlichen Person mit ihrer Generation und mit ihrer Gesellschaft sei wesensmäßig, wir müßten also das Wesen dieser Gebundenheit erkennen, wenn wir das Wesen des Menschen erkennen wollen.„12 Den „Menschen überhaupt“, in seiner „Vollkommenheit“, seiner „Verbundenheit“, den gibt es nur im Gesamtpaket der ganzen Menschheit? Das ist sein Wesen? Das gilt es nun mitzudenken? Oder loszuwerden?

Übrigens, kurzer Einschub: Der Begriff der „Person“ versucht diese beiden Wirklichkeiten, die Gebundenheit (den Menschen als Plural) und die Einzelheit (den Mensch im Singular) des Menschen, zu vereinen.13

Manche haben aber da ihre ganz eigene Interpretation davon:

Der Mensch als Variable

Der französische Philosoph, Jean-Paul Sartre und seine Gefährtin Simone de Beauvoir, der Grand Dame des Feminismus, hätten beim Gedanken an Verbundenheit vermutlich Schnappatmung bekommen. In seinem Grundlagen-Beitrag „Der Existenzialismus ist ein Humanismus“ stellte Sarte seine Sicht des Menschn klar: Er, der Mensch, hat kein Wesen (keine Essenz), das ihm, dem Menschen überhaupt (in seiner Existenz), zu Grunde liegt. Als tiefgläubiger Atheist14 schrieb Sarte, dass der Mensch so sein wird, „wie er sich geschaffen haben wird“ und dass er nicht vorher schon „durch irgendeinen Begriff definiert werden kann.“15 Die erste Absicht seiner Philosophie bestünde darin, „jeden Menschen in den Besitz seiner selbst zu bringen und ihm die totale Verantwortung für seine Existenz aufzubürden.“16 „So bin ich“, schreibt Sartre, „für mich selbst und für alle verantwortlich, und ich schaffe ein bestimmtes Bild vom Menschen, den ich wähle; mich wählend wähle ich den Menschen.“17 Ähm, Kleine Unterbrechung Herr menschenschaffender Philosoph, lesen Sie sich doch bitte mal den 1. und den 2. Gedanken von oben durch und kommen dann wieder zurück. Auf den Boden der… Ach lassen wir das.

„Mich wählend wähle ich den Menschen“? Laut Martin Buber, „gibt [es gar] kein Ich an sich, sondern nur das Ich des Grundworts Ich-Du“18. Was Buber, wie oben schon angedeutet, meint ist, dass der Mensch immer in einer Beziehung lebt. Immer in Beziehung zu Etwas (Grundwort Ich-Es) oder Jemanden (Grundwort Ich-Du). Wer ‚Ich‘ sagt, denkt immer schon ‚Du‘ mit. Und an eben diesem ‚Du‘ wird der Mensch zum ‚Ich‘.19 Sarte jedoch kennt kein Du. Er kennt nur viele, einzelne, ungebundene Ich’s. Im Gegensatz zu den Gedanken von Kierkegaard, Jaspers und Buber, gibt es bei Sartre’s Existenzialismus, und mit ihm seine vertraglich gebundenen Lebensgefährtin Simone de Beauvoir, kein selbstverständlich mitgedachtes „Du“, kein Gegenüber. Bei Sartre gibt es das alles schaffende, alles definierende „Ich“.

Vielleicht wollte Sartre, dass der Mensch X mit X definiert.20 Aber dieses X, der Mensch, war für Sarte auch nur eine Variable. Mit seinem „Mich wählend wähle ich den Menschen“ war es aber nicht so weit her und später war bei ihm der Mensch abhängig in seinem Wert und seiner Würde von den jeweiligen Umständen. Sartre hatte vor dem 2. Weltkrieg einmal zu seinem Freund Merleau-Ponty gesagt: „aus philosophischer Sicht mache es im Grunde genommen keinen Unterschied ob bei einer Katastrophe 10 oder 15, 300 oder 3000 Menschen ums Leben kämen. Rein rechnerisch gebe es zwar sehr wohl einen Unterschied, aber mit jedem einzelnen Individuum sterbe eine ganze Welt; der Skandal bleibe stets derselbe. […] Nach dem Krieg distanzierten sich Sartre und [seine Gefährtin] Beauvoir von dieser Position und meinten. man könne, ja müsse Menschenleben vernünftig gegeneinander abwägen […] Wenn man nicht abwäge – wenn man also das Leben dieses einen Kindes nicht gegen das Leben von Millionen zukünftiger Kinder aufrechne -, sei man entweder egoistisch oder überempfindlich. […] Das, so Sartre, sei die Crux an der ganzen Sache; vielleicht gehe es heute gar nicht mehr um die ‚Ungerechtigkeit gegen einen Einzelnen‘. Sartre hatte eine Weile gebraucht, um seine Skrupel angesichts dieses so schockierenden Gedankens argumentativ zu überwinden, doch Mitte der fünfziger Jahre war er so weit.“21

Sartre und de Beauvoir waren nun dorthin gekommen, wo Friedrich Nietzsche schon längst war. Für Nietzsche zählte der Einzelne, das Individuum nicht sonderlich viel. Er war sogar bereit die „Menschheit als Masse dem Gedeihen einer einzelnen stärkeren Spezies Mensch“ zu opfern. Das nannte er Fortschritt.22 Hauptsache Übermensch, was Friedrich? Ja genau und „[e]in Volk ist der Umschweif der Natur, um zu sechs, sieben großen Männern zu kommen. – Ja: und um dann um sie herumzukommen.“23 Hauptsache Weiterentwicklung. Aber wohin?

Was sind davon die logischen Konsequenzen Ludwig Wittgenstein?

„Der Mensch als solcher“ war, so Hannah Arendt, die Quelle der Menschenrechte bzw. -Würde, „[so]wie ihr eigentliches Ziel. Da alle anderen Gesetze angeblich von ihnen abgeleitet werden konnten und auf ihnen beruhten, wäre es paradox gewesen, ein besonderes Gesetz für ihre Innehaltung zu schaffen. […] der Mensch [war] die einzige Autorität in allen Fragen von Recht und Unrecht.“24 X=X.

Der Mensch die einzige Autorität in allen Fragen von Recht und Unrecht? Arendt sagte selbst, in Bezug auf die Schreckensjahre ’33-’45, dass dieses Unternehmen krachend gescheitert ist. Wieder scheitern wird. Warum? Weil der Mensch sich versucht selbst zu disziplinieren und zu definieren. Sartre lässt grüßen. Und seine andere Seite, die Gemeinschaft an die er gebunden ist, spielt nicht wirklich mit.

Ludwig Wittgenstein hatte uns auf diesen Gedanken gebracht, dass X=X eine sinnlose Aussage ist.25 Und als wir dann zu folgenden Satz kamen, trauten wir unseren Augen kaum. Ludwig, bitte:

„Der Sinn der Welt muß außerhalb ihrer liegen. In der Welt ist alles wie es ist, und geschieht alles wie es geschieht; es gibt in ihr keinen Wert – und wenn es ihn gäbe, so hätte er keinen Wert. Wenn es einen Wert gibt, der Wert hat, so muß er außerhalb alles Geschehens und So-Seins liegen. Denn alles Geschehen und So-Sein ist zufällig. Was es nicht-zufällig macht, kann nicht in der Welt liegen, denn sonst wäre dies wieder zufällig. Es muß außerhalb der Welt liegen.“26

Was Wittgenstein hier schreibt ist außergewöhnlich. Wittgenstein analysiert die Welt durch die Brille der Logik. Seiner Logik folgend bräuchte auch das Konzept der Menschenrechte bzw. -Würde etwas, das außerhalb der Welt liegt, um überhaupt dieser Würde Sinn und Gewicht zu verleigen. So gesehen können Würde und Rechte nicht vom Menschen selbst festgelegt werden. Logisch betracht, so wie Wittgenstein durch sein Werk pflügt, bräuchte der Mensch in der Welt jemand der nicht Mensch, der außerhalb der Welt, ist, um einen Sinn und Würde zu finden.

WittgensteinSoweit uns das bewusst ist, konnte noch keiner wirklich erklären was Menschenwürde nun wesentlich, eigentlich und definitiv ist. Sie müsste, Wittgensteins Logik folgend, irgendwo außerhalb meiner Welt zu finden sein.

Im Falle der Menschenwürde könnte auch folgender Satz aus Wittgensteins Vorwort zum Tractatus gelten: „Was sich überhaupt sagen lässt, lässt sich klar sagen“27 und ebenfalls schrieb er, dass „die Grenzen meiner Sprache […] die Grenzen meiner Welt bedeuten.“28 Soweit wir wissen konnte noch keiner wirklich und defintiv sagen was Menschenwürde denn nun sei. Klar, Kant es versucht und gilt als Namenschöpfer des Würde-Begriffs. Aber auch er setzt meines Erachtens beim sich selbst würdigenden Menschen an und definiert X mit X.29 Wittgenstein hingegen rät uns, und jetzt bitte nicht abschalten: „wovon man nicht reden kann, darüber muss man schweigen.“30 Und gleichzeitig gilt, dass es „allerdings Unaussprechliches [gibt]. Dies zeigt sich“.31 Wir können viel über Menschenwürde sprechen aber im Grunde können wir es hier, in der Welt, nicht. Dann faseln wir immer nur über X=X. Aber wir können zeigen, dass es für jeden Menschen Würde gibt! Wir können Immer wieder zeigen wie ernst es uns damit ist. Dafür setzen wir uns ein. Davon wird unser Handeln nicht schweigen. Denn wenn wir wissen, dass es Menschenwürde gibt, wäre es dann nicht auch vernünftig so zu handeln? Immer? Bei jedem? Wer „überzeugt ist, dass es so etwas wie Menschenrechte gibt, der wird diese Rechte auch gegen den Willen derer durchzusetzen suchen, die sich durch die Respektierung dieser Rechte beeinträchtigt fühlen.“32

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  1. Robert Spaemann; Wann beginnt der Mensch Person zu sein? in Biopolitik; Hrg: Manfred Spieker; 2009; Ferdinand Schöningh; S.48. Speamann unternimmt in seiner Argumentation noch die Unterscheidung zwischen Mensch und Person. Das würde aber hier zu weit führen. Dazu verweisen wir auf folgende Blogbeiträge: https://youngandfree-kaleb.de/stichwort/person/. ↩︎
  2. Vgl. hierzu Frauke Brosius-Gersdorf, in Bericht der Kommission zur Reproduktiven Selbstbestimmung, Kapitel 5, S.165-220, https://www.bundesgesundheitsministerium.de/fileadmin/Dateien/3_Downloads/K/Kom-rSF/Abschlussbericht_Kom-rSF.pdf; „Keine oder jedenfalls keine ausschlaggebende Rolle bei der Abwägung kommt der Menschenwürdegarantie aus Art. 1 Abs. 1 GG zu. Es gibt Gründe, die gegen einen Menschenwürdeschutz des Embryos/Fetus sprechen. Selbst wenn man aber Art. 1 Abs. 1 GG auf das Ungeborene erstreckte und die Menschenwürdegarantie mit vollem Schutz (wie beim geborenen Menschen) zur Anwendung brächte, stünde dies einer Abwägung mit den Grundrechten der Schwangeren nicht per se entgegen. Ungeachtet dessen ist die Menschenwürde des Embryos/Fetus durch einen Schwangerschaftsabbruch regelmäßig nicht betroffen und mithin nicht verletzt.“ (S. 198). ↩︎
  3. Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte, Resolution 217 A (III) vom 10.12.1948, https://www.ohchr.org/en/human-rights/universal-declaration/translations/german-deutsch?LangID=ger, zuletzt aufgerufen am 22.07.2025. ↩︎
  4. „Wenn hier die Würde als angeboren bezeichnet wird, so bedeutet dies, dass der Mensch sie deswegen besitzt, weil er Mensch ist, was wiederum impliziert, dass sie nicht vom Staat oder der Gesellscahft verliehen wird. Den Urhebern der Allgemeinen Erklärung ging es darum, zu bekräftigen, dass die Würde jeder Person und die mit ihr verbundenen Rechte nicht vom Staat gewährt werden, sondern, dass sie bereits vor dem Staat existiert haben und von diesem respektiert werden müssen, wenn er dem Menschen gerecht werden will.“ In: Gregor Puppnick; Der denaturierte Mensch und seine Rechte; Medien-GmbH Heiligenkreuz; 2021, S. 42. ↩︎
  5. Vgl. Wolfram Eilenberger, Feuer der Freiheit, Klett Cotta, 2022, S. 126ff ↩︎
  6. Hannah Arendt, Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft, Piper Verlag GmbH, Ungekürzte Taschenbuchausgabe, 17. Auflage, 2014, S. 605, Hervorheb. d. Autors. ↩︎
  7. ebd., S.604f. ↩︎
  8. Karl Jaspers, Das Kollektiv und der Einzelne, Reclam [Was bedeutet das alles?], 2021, S. 33. ↩︎
  9. Hannah Arendt, Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft, Piper Verlag GmbH, Ungekürzte Taschenbuchausgabe, 17. Auflage, 2014, S.604f. ↩︎
  10. ebd., Hervorheb. d. Autors. ↩︎
  11. Sören Kierkegaard, Der Begriff Angst, Frankfurt am Main, Syndikat, 1984, EVA Band 21, S. 29. ↩︎
  12. Martin Buber, Das Problem des Menschen, Gütersloher Verlagshaus, 6. Auflage, 2000, S. 88, Hervorheb. d. Autors. ↩︎
  13. „Auf halbem Weg zwischen dem universell-abstrakten Begriff des Menschen und dem partikulär-konkreten Individuum, sucht der Begriff der Person zugleich das universale Mensch-Sein des Menschengeschlechts und das konkrete Mensch-Sein jeder Einzelperson abzubilden. Die Person wird so zu einem hybriden Subjekt: individuell durch seine konkrete Bedingtheit und zugleich universal dank seiner Natur.“ In: Gregor Puppnick; Der denaturierte Mensch und seine Rechte; Medien-GmbH Heiligenkreuz; 2021, S. 35. ↩︎
  14. „Der atheistische Existentialismus, den ich vertrete, ist kohärenter. Er erklärt: wenn Gott nicht existiert, so gibt es zumindest ein Wesen, bei dem die Existenz der Essenz vorausgeht, ein Wesen, das existiert, bevor es durch irgendeinen Begriff definiert werden kann, und dieses Wesen ist der Mensch oder, wie Heidegger sagt, das Dasein. […] Es bedeutet, daß der Mensch erst existiert, auf sich trifft, in die Welt eintritt, und sich erst dann definiert. Der Mensch, wie ihn der Existentialist versteht, ist nicht definiertbar, weil er zunächst nichts ist. Er wird erst dann, und er wird so sein, wie er sich geschaffen haben wird.“ Jean-Paul Sartre, Der Existenzialismus ist ein Humanismus und andere philosophische Essays, Rowohlt Taschenbuch Verlag, 5. Auflage, 2010, S. 149. ↩︎
  15. ebd. ↩︎
  16. ebd., S. 150, Hervorheb. d. Autors. ↩︎
  17. ebd. ↩︎
  18. Martin Buber, Ich und Du, Reclam, 2021, S: 8 [3]. ↩︎
  19. ebd., S. 33, [28.1]. ↩︎
  20. Siehe Fussnote 12 ↩︎
  21. Sarah Bakewell, Das Café der Existenzialisten, C.H. Beck, 1. Auflage, 2018, S. 279ff, Hervorheb. d. Autors. „Das mag heute wie ein längst überholtes Argument wild entschlossener kommunistischer Träumer klingen, doch auch heute rechtfertigen die angeblich so zivilisierten Staaten Folter, Verhaftung, Mord und Uberwachung mit genau denselben Argumenten: mit dem Hinweis auf eine vage künftige Bedrohungslage für eine vage Zahl von Menschen.“ (ebd.) Siehe bei „abwägen“ Fussnote 1 ↩︎
  22. Friedrich Nietzsche, Zur Genealogie der Moral, Anaconda Verlag GmbH, 2010, 2. Abhandlung 12., S. 69f., http://www.zeno.org/Philosophie/M/Nietzsche,+Friedrich/Zur+Genealogie+der+Moral/Zweite+Abhandlung%3A+%C2%BBSchuld%C2%AB,+%C2%BBSchlechtes+Gewissen%C2%AB+und+Verwandtes/11-20. Im Kontext: „Selbst innerhalb jedes einzelnen Organismus steht es nicht anders: mit jedem wesentlichen Wachstum des Ganzen verschiebt sich auch der »Sinn« der einzelnen Organe – unter Umständen kann deren teilweises Zu-Grunde-gehn, deren Zahl-Verminderung (zum Beispiel durch Vernichtung der Mittelglieder) ein Zeichen wachsender Kraft und Vollkommenheit sein. Ich wollte sagen: auch das teilweise Unnützlich-werden, das Verkümmern und Entarten, das Verlustig-gehn von Sinn und Zweckmäßigkeit, kurz der Tod gehört zu den Bedingungen des wirklichen progressus: als welcher immer in Gestalt eines Willens und Wegs zu größerer Macht erscheint und immer auf Unkosten zahlreicher kleinerer Mächte durchgesetzt wird. Die Größe eines »Fortschritts« bemisst sich sogar nach der Masse dessen, was ihm alles geopfert werden mußte; die Menschheit als Masse dem Gedeihen einer einzelnen stärkeren Spezies Mensch geopfert – das wäre ein Fortschritt…“ (ebd.) ↩︎
  23. Friedrich Nietzsche, Jenseits von Gut und Böse, 126, http://www.zeno.org/Philosophie/M/Nietzsche,+Friedrich/Jenseits+von+Gut+und+B%C3%B6se/Viertes+Hauptst%C3%BCck.+Spr%C3%BCche+und+Zwischenspiele/121-130, zuletzt aufgerufen am 11.08.2025. ↩︎
  24. Hannah Arendt, Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft, Piper Verlag GmbH, Ungekürzte Taschenbuchausgabe, 17. Auflage, 2014, S. 603  ↩︎
  25. Siehe u.a. Ludwig Wittgenstein, Logisch-Philosophische Abhandlung Tractatus Logico-Philosophicus, Reclam, 2024, Satz 5.5351, S. 74. ↩︎
  26. Ludwig Wittgenstein, Logisch-Philosophische Abhandlung Tractatus Logico-Philosophicus, Reclam, 2024, Satz 6.41, S. 99. ↩︎
  27. ebd., Vorwort, S. 7. ↩︎
  28. Ebd., Satz 5.6, S. 79. ↩︎
  29. Vgl. https://akj.rewi.hu-berlin.de/projekte/seminararbeiten/marini2.pdf, zuletzt aufgerufen am 11.08.2025. ↩︎
  30. ebd., Vorwort und Satz 7, S. 102. ↩︎
  31. ebd., Satz 6.522, S. 102. ↩︎
  32. Robert Spaemann; Wann beginnt der Mensch Person zu sein? in Biopolitik; Hrg: Manfred Spieker; 2009; Ferdinand Schöningh; S.50 ↩︎
Kategorie: Allgemein, Wert(voll)Schlagwörter: Abtreibung, Hannah Arendt, Kierkegaard, Martin Buber, Politik, Sartre, Schwangerschaftsabbruch, Simone de Beauvoir, Wittgenstein
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Kommentare

  1. Sebastian Meichßner

    26. Juli 2025 um 10:13

    In der Vorbereitung, als ich z.B. Arendt’s Gedanken das erste Mal bei Eilenberger’s „Feuer der Freiheit“ hörte, musste ich an den ungeborenen Menschen denken. Dieser, so kommt es mir vor, ist ebenfalls bis zu seiner Geburt eigentlich staatenlos. Und wenige sind bereit und willens seine unantastbare Würde anzuerkennen und zu schützen. Damit stellt sich wieder die Frage ob wir immer noch oder wieder in einem „rückständigen Gemeinwesen“ leben.

    Wittgenstein hatte mich fasziniert, weil er als gläubiger über die Welt hinaus denkt und dort eigentlich Gott sucht. So zumindest kommentiert es das Hörbuch über den Tractatus auf Audible. Wenn dies stimmt, dann laden wir wieder am Anfang, von dem sich soviele bemüht haben weg zu philosophieren, und finden dort die Würde des Menschen (wieder): „Und Gott schuf den Menschen in seinem Bild, im Bild Gottes schuf er ihn; als Mann und Frau schuf er sie.“ (Die Bibel, erstes Buch Mose, Kapitel eins, Vers 27).

    Antworten
  2. Sebastian Meichßner

    27. Juli 2025 um 13:18

    Vielleicht können wir ja den Gedankengang Wittgensteins für den ungeborenen Menschen denken. Denn dieser Mensch kommt, wenn wir unseren alltäglichen Sprachgebrauch nutzen, erst mit der Geburt auf die Welt. Aber Mensch hat seinen Sinn und seine Würde schon dann wenn er noch nicht auf der Welt ist. Wenn wir aber nur innerhalb der Grenzen dieser Welt denken, Geburt und Tod, dann wird uns vielen Sinn-, Wert- und Würdelos erscheinen. So gelesen bei Nietzsche und bei Sartre. Eigentlich verläuft der Gedankengang von Arendt zu Wittgenstein. Aber Sarte’s Existenzialismus kann als Beispiel dienen, wenn man nicht mehr über die Welt hinaus denkt. Dort lauert das Nichts. Und aus diesem Nichts soll dann der Mensch kommen? Woher nimmt er dann seine Würde. Genau, richtig: Aus dem Nichts!

    Antworten
  3. Ela

    28. Juli 2025 um 18:21

    *Das ABC der Menschenwürde* sind die 10 Gebote der Bibel:

    Das erste Gebot
    Ich bin der Herr, dein Gott. Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.

    Das zweite Gebot
    Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht missbrauchen.

    Das dritte Gebot
    Du sollst den Feiertag heiligen.

    Das vierte Gebot
    Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren.

    Das fünfte Gebot
    Du sollst nicht töten.

    Das sechste Gebot
    Du sollst nicht ehebrechen.

    Das siebte Gebot
    Du sollst nicht stehlen.

    Das achte Gebot
    Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten.

    Das neunte Gebot
    Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus.

    Das zehnte Gebot
    Du sollst nicht begehren deines Nächsten Frau, Knecht, Magd, Vieh noch alles, was dein Nächster hat.

    Mehr Regeln braucht es nicht um mich vor den anderen zu schützen und die anderen vor mir.
    Diese 10 Gebote zeigen mir, wie wertvoll und schützenswert der Mensch ist.

    In der Bundesrepublik Deutschland gab es im Jahr 2022 insgesamt 1.773 Bundesgesetze mit 50.738 Paragraphen und 2.795 Bundesrechtsverordnungen mit 42.590 Paragraphen. Hinzu kommen die Gesetze und Rechtsverordnungen der sechzehn Länder.
    Diese vielen Paragraphen schützen uns nicht wirklich.

    Antworten
  4. Ela

    28. Juli 2025 um 20:09

    https://www.youtube.com/watch?v=-qA95NkeRSc

    Antworten

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