Wir haben schon viel über die Embryologie, also über die Entwicklung des Kindes im Bauch seiner Mutter geschrieben. Wer will kann die vielen Wunder gerne nachlesen (siehe Link). Wir haben euch aber bisher kaum auf das Wunder der 84. Nacht im vorgeburtlichen Reifeprozess aufmerksam gemacht.
Was bisher geschah
Seit ewigen Zeiten wird das Wunder, dass bei einer Schwangerschaft passiert, die Entstehung und Entwicklung eines Menschen, ehrfürchtig betrachtet und behandelt. Dieser Respekt vor dem Leben findet sich auch in unseren heutigen Gesetzbüchern wieder. Dort gibt es nämlich den Abschnitt „Straftaten gegen das Leben„.
Neben Mord und Totschlag befindet sich auch der §218, der eine Abtreibung, eben so eine Straftat gegen das Leben, regelt. Warum? Weil das Leben eines Menschen mit der Zeugung (der Verschmelzung von Ei- un Samenzelle) beginnt. (Info’s dazu findest du –> hier <—).
Wer dieses Leben des Kindes beendet, abtreibt, oder wie es der Gesetzestext sagt, „eine Schwangerschaft abbricht, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.“1
Soweit so gut. Gäbe es da nicht…
Die heilige 84. Nacht
Ab der Zeugung entwickelt sich das Kind sehr, sehr schnell. Von Beginn an ist alles genetisch festgelegt. Schon Ende der achten Schwangerschaftswoche „sind mehr als 90% der Körperstrukturen, die beim Erwachsenen vorhanden sind, bereits entwickelt und haben zum Teil schon ihre Funktion aufgenommen.“2 Somit kann das Kind schon nach zwölf Wochen, nach dem ersten Drittel der Schwangerschaft sagen: „Mami, jetzt muss ich nur noch wachsen.„
Und da passiert es plötzlich. Auf mysteriöse Weise. Am Ende von Woche zwölf, nach 84 Tagen. Da wird aus dem kleinen Mensch ein richtiger Mensch. Verwirrend, was? Aber so hat es sich der Gesetzgeber ausgedacht. Vor der 84. Nacht darf eine Straftat gegen das Leben rechtmäßig (nach einer Beratung) ohne rechtliche Folgen durchgeführt werden: Keine Straftat gegen das Leben. Nach dieser, fast schon magischen Nacht, ist ein Mensch insoweit Mensch, dass eine Abtreibung nun wirklich eine Straftat gegen das Leben ist. Ernsthaft?
Was hat sich geändert?
Wir können es uns selbst nicht erklären. Auch die Embryologie gibt keinen richtigen Aufschluss darüber. Jemand, dessen Leben vor der 84. Nacht (nach einer Beratung) beendet wird, wird nicht getötet bzw. ermordet? Nach dieser 84. Nacht ist es dann „sowas wie“ Mord? Und dann auch nur ein kleiner Mord, weil kleiner Mensch? Für den „richtigen“ Mord gibt es nicht weniger als fünf Jahre bzw. lebenslänglich, weil „richtiger Mensch?
Haben wir in dieser 84. Nacht unsere Menschenwürde erhalten? Unser teilweises Recht auf Leben?
Ist sie deswegen vielleicht so heilig? Warum aber erhalten Kinder mit einer Behinderung ihre
Würde dann erst in der 154. Nacht (nach 22 Wochen) bzw. erst wenn sie den magischen Geburtskanal hinter sich haben? Muss deren Rechtsschutz noch ein wenig länger reifen?
Diese Magie, die der Gesetzgeber hier in dieser Nacht versprüht ist schier unglaublich.
Um die Frage abschließend zu beantworten: unsere Gesellschaft hat sich insofern geändert, dass durch die 84. Nacht Abtreibung erst richtig möglich wurde. Außerdem weiß niemand mehr, dass Abtreibung grundsätzlich starbar ist, weil auch der §218 nie angwendet wird. Er, der Paragraph. ist einfach da und macht nichts außer den Zauber einer 84. Nacht zu verbreiten.
Es gibt Hilfe, Vergebung und Heilung
Wir wissen, dass Abtreibung auch bei einer Frau gravierende Spuren hinterlassen kann. In unserer Gesellschaft und vor allem in der Politik werden die Auswirkungen eines Schwangerschaftsabbruchs aber sehr herunter gespielt.
Viele Frauen jedoch „bedauern später ihre eigene Entscheidung und würden sie gerne rückgängig machen. Trauer um die verlorenen Kinder und Entäuschung über sich selbst und andere erleben die meisten Frauen nach einer Abtreibung.“3
Offene Ohren und Hilfe findest du u.a. bei Ausweg Pforzheim oder Rahel e.V.
Inspiration für diese Blog war: https://www.youtube.com/watch?v=8IZTZECBD-U&t=2719s
Quellen aufgerufen am 07.04.2022
1: https://www.gesetze-im-internet.de/stgb/__218.html
2: Lennart Nilsson, Ein Kind entsteht, 2018, 1. Auflage, Mosaik, S. 90
3: https://rahel-ev.de/
Bilder: Titelbild, Mond, Versprühen, Hilfe
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