Anschließend an unseren Beitrag „Abtreibungen bis zum Schmerzempfinden erlauben?“ beschäftigen wir uns heute mit Carlo Bellieni, Kinderarzt und Neonatologe der Universität von Siena, einem der weltweit führenden Experten gerade für pränatale Schmerzen.
Wir haben bereits darüber berichtet, dass der Embryo ziemlich früh die Fähigkeit zu hören1 oder zu schmecken entwickelt. Außerdem hatten wir etwas über seine Empfindungsfähigkeit herausgefunden.
Wie empfindet man welchen Schmerz?
International Family News hat kürzlich einen Artikel über Bellieni veröffentlicht. Darin wird er wie folgt zitiert:
„Es ist schwierig, über Schmerzen zu sprechen, bevor das Baby 20 Wochen alt ist, weil der Thalamus, die Struktur an der Basis des Gehirns, die genau der Wahrnehmung und Organisation von Schmerzen dient, noch nicht vollständig entwickelt ist. Um Schmerzen wahrzunehmen, muss man jedoch keine gut entwickelte Großhirnrinde haben, und zwar aus drei Gründen. Erstens nehmen selbst Babys, die anencephal geboren werden, noch Schmerzempfindungen wahr. Zweitens werden schmerzhafte Empfindungen auch von Kindern mit schweren Hirnschäden im Kortex wahrgenommen. Drittens ist der Kortex eine Struktur, die sich Stück für Stück bildet. Sie beginnt sich vor der 24. Woche zu bilden und bildet sich während der gesamten Schwangerschaft und sogar danach weiter. Leider wird immer noch fälschlicherweise behauptet, dass Säuglinge keinen Schmerz empfinden, weil sie noch keine Großhirnrinde entwickelt haben.“2
Bellieni berichtet weiter, dass aufgrund dieser falschen Annahme den Kindern großer Schaden zugefügt wurde. Er sagt, dass in den 1990er Jahren Operationen an Neugeborenen häufig ohne die notwendige und angemessene Anästhesie durchgeführt wurden. „Sunny Anand, einer der bekanntesten Schmerzforscher im Kindesalter, hat die schweren Hirnschäden dokumentiert, die auf diese Weise bei Kindern verursacht wurden, die ohne Betäubung operiert wurden. Schmerz führt zu einem Anstieg des Blutdrucks und regt die Produktion von Giftstoffen an, die das Gehirn schädigen.“
Natürlich fällt es uns leichter jemanden beim sterben zu begleiten, wenn er dabei nicht leidet. Auch im Falle „legaler“ Abtreibungen spielt die Debatte um das Schmerzempfinden des Embryo eine sehr große Rolle. Deswegen, so schließt Carlo Bellieni, „gibt es Menschen, die die Fähigkeit des Babys im Mutterleib, Schmerzen zu empfinden, nicht gerne betonen.“4
Abschließend stellt er fest, dass das Kind in seiner Mutter den Schmerz spürt. „Auf welche Weise, weiß man noch nicht genau: Es mag ein anderes Gefühl sein als das eines geborenen Erwachsenen, aber es ist immer noch Schmerz.“5
Quellen: aufgerufen am 06.01.2023
1: Eine weitere Studie dazu: https://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0129118
2: https://ifamnews.com/de/babies-leiden-bei-abtreibung
3: ebd.
4: ebd.
5: ebd.
Bilder: Titelbild; Frau_Ende
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